PIWIs: die Vorteile robuster Rebsorten

Vorteile für Winzerinnen und Winzer

Geringerer Zeitaufwand (Weniger Spritzungen, weniger Durchfahrten, weniger Pflege nötig)

Geringere Kosten (Teure Pflanzenschutzmittel fallen weg, weniger Arbeitsstunden und Energie nötig)

Schutz der eigenen Gesundheit, da nicht mit potenziell gefährlichen Pflanzenschutzmitteln gearbeitet werden muss

Sichere Erträge, da robuste Sorten besser gegen Nässe, Frost und Hagel geschützt sind als europäische Sorten.
Erntezeitpunkt ist flexibler planbar, da die Zeit der Reife bei neuen Rebsorten meist länger ist.

Pflegeleichtere und gesündere Pflanzen im Rebberg, der Boden als Voraussetzung für den Weinbau bleibt gesund

Vorteile für Natur und Umwelt

Im Weinberg entsteht ein gesundes und stabiles Ökosystem, das ohne grossen Pflanzenschutzmittel-Einsatz gesund bleibt

Biodiversität (Fauna und Flora) wird gefördert, da Weinberge mit robusten Rebsorten naturbelassener sind.

Ohne den grossflächigen Einsatz von Pflanzenschutzmittel bleibt der Boden gesund und aufgrund weniger Durchfahrten weniger verdichtet.

Das Grundwasser bleibt frei von toxischen Pflanzenschutzmitteln und ermöglicht sauberes Trinkwasser.

CO2-Ausstoss und Ressourcenverbrauch kann massiv reduziert werden, da weniger Durchfahrten und Pflege nötig ist.

Vorteile für Konsumentinnen und Konsumenten

Ein naturbelassener Wein ohne Pestizidrückstände

Ein Produkt, das ökologisch vertretbar ist

Oft ein hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis

Interessante Stilistiken, die ein ganz neues Trinkerlebnis bieten

Umwelt- und ressourcenschonende Landwirtschaft wird gefördert, was schlussendlich allen zugute kommt.

PIWIs: die Zukunft im Weinbau

Robuste Rebsorten haben das Potenzial für eine ökologische und ökonomische Revolution im Weinbau. Sie sind nicht nur ein Segen für die Natur und die Biodiversität, sondern auch für die Winzer. Diese können sich wieder ihrem eigentlichen Handwerk widmen und müssen nicht mehr als Seuchenjäger Energie und Zeit verschwenden und dabei auch noch um die eigene Gesundheit fürchten.

Was der Verzicht auf Pestizide, Kupfer und Schwefel für die Natur bedeutet, kann kaum in Worte gefasst werden. Anstelle totgespritzter, verdichteter Böden und angezählter Rebstöcke tritt ein Terroir mit lockeren, lebendigen Böden, starken Reben und reicher Biodiversität. Und dazu wird noch eine Menge CO2 eingespart. So ist wieder ein natürlicher Weinbau möglich, der mit der Natur arbeitet, und nicht gegen sie.

Gemeinsam mit reicher Biodiversität und den darin enthaltenen Nützlingen und Mikroorganismen kann wieder ein funktionierendes Ökosystem im Rebberg hergestellt werden, das Schädlinge von selber in Schach hält. Kurzum: Robusten, krankheitsresistenten Rebsorten gehört die Zukunft im Weinbau.

Der lange Weg bis zu einer neuen Rebsorte

Der Weg bis zu einer neuen erfolgreichen resistenten Rebsorte ist jedoch lang. Bis eine Neuzüchtung alle gewünschten Kriterien bezüglich den Resistenzgenen, dem Wuchs und der Traubenqualität erfüllt, braucht es bis zu 10’000 Kreuzungen.

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Dazu kommen die juristischen und bürokratischen Hürden: Bis eine neue Sorte erlaubt wird und vermehrt werden darf, vergeht oft viel Zeit. So können von der ersten Kreuzung bis zur marktreifen, neuen Rebsorte locker 20 Jahre vergehen.

Der Ursprung des Problems: Eingeschleppte Krankheiten

Bis vor rund 200 Jahren waren die Reben in Europa keinen grossen Schädlingen oder Krankheiten ausgesetzt und konnten ohne Hilfsmittel im grossen Stil erfolgreich angebaut werden. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde jedoch die Reblaus und Pilzkrankheiten wie der echte und der falsche Mehltau von Amerika eingeschleppt. Sie haben das Winzerhandwerk in Europa komplett verändert.

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Die Krankheiten an den Reben haben sich in Windeseile in ganz Europa verbreitet und den europäischen Weinbau in eine grosse Krise mit Totalausfällen gestürzt. Fortan wurde alles dafür getan, damit in Europa wieder gesunde Reben angepflanzt werden können. Im 20. Jahrhunderts wurden chemische Pestizide und Fungizide in grossen Mengen in die Weinberge gespritzt. Sie töten alle Tiere, Mikroorganismen und Nützlinge ab und schaden der Gesundheit der Winzer. Und diese Vorgehensweise ist leider bis heute in den meisten Rebbergen immer noch traurige Realität. Ohne Schutz der Reben mit chemischen und biologischen Spritzmitteln lässt sich aus traditionellen Sorten kaum mehr Wein erzeugen.

Der frühe Anfang robuster Rebsorten

Dabei wäre eine andere, giftfreie Lösung seit über 100 Jahren vorhanden: Bereits um 1910 wurden nämlich in Frankreich erfolgreich pilzwiderstandsfähige Sorten wie Maréchal Foch oder Léon Millot gezüchtet.

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Dazu wurden amerikanische Wildreben, welche gegen diese Krankheitserreger eine natürliche Resistenz aufweisen, mit wohlschmeckenden Europäer-Sorten gekreuzt. Während sich resistente Rebsorten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Europa bereits verbreitet hatten und erfolgreich angebaut wurden, gab es ab 1950 eine verheerende Entwicklung: Aufgrund von Qualitäts-Befürchtungen und wegen den neuen chemischen Pestiziden wurden sie fast überall verboten und mussten wieder ausgerissen werden.

Erst in den letzten Jahrzehnten gerieten dank ein paar unermüdlichen Weinbau-Pionieren wie Valentin Blattner diese Sorten wieder in den Fokus. Nebst den alten, robusten Rebsorten werden zudem auch neue Sorten gekreuzt, welche hervorragende Weinqualitäten hervorbringen und ausserdem immer höhere Resistenzen gegen Krankheiten und Schädlingen aufweisen.