Der Konsum von alkoholfreiem Wein steigt stetig, nicht zuletzt aufgrund eines wachsenden Gesundheitsbewusstseins und geänderter Lebensstile. Doch sind alkoholfreie Bioweine wirklich die Zukunft?
Blogartikel von Olivier Geissbühler
Während alkoholfreier Wein lange Zeit vor allem aus konventionellem Anbau verfügbar war, gibt es nun eine entscheidende Neuerung: Die EU-Verordnung wurde angepasst, sodass Bio-Winzer nun ebenfalls entalkoholisierten Wein mit Bio-Siegel anbieten dürfen. Dies ermöglicht neue Märkte für nachhaltige Weine – doch wie genau wird der Alkohol entfernt? Erlaubt wird für Biowein vorerst die Vakuumdestillation als Entalkoholisierungs-Methode:
Die Vakuumdestillation – Wie funktioniert sie?
Die Vakuumdestillation ist eine der gängigsten Methoden zur Entalkoholisierung von Wein. Sie basiert auf dem Prinzip, dass Alkohol unter reduziertem Druck bereits bei niedrigeren Temperaturen verdampft. Der Wein wird dabei unter Vakuum gesetzt, wodurch sich der Siedepunkt des Alkohols auf etwa 30°C reduziert. Der Alkohol verdampft bereits bei dieser niedrigen Temperatur, sodass die restlichen Aromen des Weins weitgehend erhalten bleiben.
Während des Prozesses sind keine Zusatzstoffe erforderlich. Deshalb sind entalkoholisierte Weine, die durch Vakuumdestillation hergestellt werden, frei von Konservierungsstoffen oder Chemikalien, die ihr Geschmacksprofil beeinträchtigen könnten.
Weitere Methoden der Entalkoholisierung
Neben der Vakuumdestillation gibt es weitere nicht-chemische Verfahren, um den Alkohol aus Wein zu entfernen. Die bedeutendsten Alternativen sind die Umkehrosmose und die Spinning-Cone-Column-Technologie.
Umkehrosmose – Die technische Filtrationslösung
Bei der Umkehrosmose wird der Wein durch eine extrem feine Membran gepresst, die Alkoholmoleküle und Wasser von den restlichen Inhaltsstoffen trennt. So wird der extrahierte Alkohol entfernt und es bleibt nur die Flüssigkeit mit den restlichen Bestandteilen übrig.
Spinning-Cone-Column-Technologie – Moderne Rotationsverdampfung
Bei diesem Verfahren wird der Wein über eine spezielle Rotationssäule geleitet, in der durch Zentrifugalkraft und Temperaturkontrolle der Alkohol in mehreren Stufen entfernt wird. Dabei werden zuerst flüchtige Aromen aufgefangen, bevor der Alkohol entzogen wird. Anschliessend werden die Aromen wieder zugeführt.
Sind alkoholfreie Bioweine die Zukunft?
Mit der neuen EU-Verordnung ist ein entscheidender Schritt getan: Bio-Winzer können nun alkoholfreien Wein herstellen und dabei ihr Bio-Siegel behalten. Angesichts des Trends zu bewusster Ernährung und sinkendem Alkoholkonsum bietet dies grosse Marktchancen. Doch es gibt auch Herausforderungen:
- Geschmackliche Unterschiede: Trotz fortschrittlicher Methoden können alkoholfreie Weine geschmacklich meistens nicht mit ihren alkoholhaltigen Pendants mithalten.
- Preis: Die technische Verarbeitung macht alkoholfreien Bio-Wein oft teurer als herkömmlichen Wein.
- Traditionelle Weinkultur: Manche Weinkenner und Liebhaber stehen alkoholfreiem Wein skeptisch gegenüber.
Alkoholfreie Bioweine haben grosses Potenzial, insbesondere durch die steigende Nachfrage nach gesundheitsbewussten Alternativen. Mit der verbesserten rechtlichen Grundlage können Bio-Winzer nun aktiv an diesem Markt teilhaben. Ob sie sich langfristig etablieren, hängt jedoch von der Akzeptanz der Konsumentschaft und weiteren technologischen Entwicklungen ab, denn geschmacklich können alkoholfreie Weine leider oft immer noch nicht mit herkömmlichen Weinen mithalten.
Was denkt ihr, wie geht es weiter mit den Entwicklungen bei alkoholfreien Weinen? Schreibt eure Meinung in die Kommentare!