Wenn man Delinat-Winzer Niki Moser nach seinem Hobby fragt, antwortet er: «Bäume pflanzen.» Diese Leidenschaft für eine naturnahe Bewirtschaftung zieht sich durch alle Aspekte seines Weinguts und verdeutlicht seine Philosophie des Begriffs «Vitikultur».
Blogartikel von Olivier Geissbühler
Das Delinat-Weingut Moser, ein traditionsreicher Familienbetrieb in der 17. Generation, befindet sich im Kremstal in Niederösterreich und betreibt zusätzlich Weingärten im burgenländischen Neusiedler See Gebiet. Historische Weingärten im Kremstal, welche zum Teil bereits im 13. Jahrhundert erwähnt wurden, zeugen von der tiefen Verwurzelung in der Region. Hier wachsen vorrangig Grüner Veltliner und Riesling, während im Burgenland Zweigelt und Blaufränkisch gedeihen.
Trotz der langen Geschichte ist das Weingut Moser alles andere als traditionsbehaftet. Vielmehr steht es für Innovation und nachhaltigen Wandel. Bereits im Jahr 2000 begann die Umstellung auf biologische Landwirtschaft, trotz anfänglichem Widerstand in der Familie und Skepsis in der Region. Heute ist das Delinat-Weingut in der Region Vorreiter bezüglich Biodiversität und naturnahem Weinbau.
Agroforst und Biodiversität als Erfolgsmodell
Das Weingut verfolgt einen Ansatz, der sich bewusst von der Monokultur des konventionellen Weinbaus abgrenzt. «Früher war der Weingarten eine reine Monokultur mit offenem Boden, nur Reben und sonst nichts», erklärt Moser.
Durch gezielte Begrünung und Agroforst-Massnahmen wird diese Struktur durchbrochen. Zwischen den Rebstöcken wachsen Wildkräuter, Blumen und Gräser, was Insekten, Vögeln und Kleintieren Lebensraum bietet. Besonders wichtig ist die Pflanzung von Bäumen und Hecken.
Diese Massnahmen verbessern nicht nur die Artenvielfalt, sondern auch das Mikroklima im Weingarten. Bäume spenden Schatten, regulieren die Feuchtigkeit und bieten Schutz vor Wind und Erosion. So entsteht eine Balance zwischen Reben und der umgebenden Natur, was sich letztlich positiv auf die Weinqualität auswirkt.
Vitikultur auf höchstem Niveau
Neben Biodiversität setzt das Weingut auch auf erneuerbare Energien. Eine grosse Photovoltaikanlage sorgt dafür, dass der Betrieb zunehmend unabhängig von externen Energiequellen wird. Regenwassernutzung und die Umstellung auf Hackschnitzel-Heizungen sind weitere Schritte in Richtung klimafreundlicher Weinbau.
«Der Weinbau ist nicht einfach nur ‹zurück zur Natur›, denn die Natur macht keinen Wein», erklärt Moser. Vielmehr geht es darum, ein harmonisches Miteinander zwischen Mensch und Umwelt zu schaffen. Diese Philosophie macht das Delinat-Weingut Moser zu einem Vorbild für nachhaltige Vitikultur und beweist, dass Weinkunst und Naturschutz Hand in Hand gehen können.
Transkript
Bäume pflanzen ist das Schlagwort.
Wenn mich jemand fragt,
was ist dein Hobby, dann sage ich Bäume pflanzen.
Vitikultur
Weinkunst auf höchstem Niveau
Das Delinat-Weingut Moser
Ich bin der Niki Moser.
Wir sind ein Familienbetrieb hier
im Kremstal, Niederösterreich, haben
aber auch Weingärten
im burgenländischen Neusiedler See Gebiet.
Wir befinden uns hier im Griebling-Weingarten,
ein historischer Weingarten,
der bereits im 13. Jahrhundert ursprünglich erwähnt wurde
als Weingarten.
Also historischer Boden.
Hier wächst Riesling, Grüner Veltliner,
Chardonnay und Pinot Noir.
Wir sind hier
in einem klassischen Weißwein-Gebiet.
Wir haben bei uns im Betrieb
95% Weißwein-Anteil,
während im Neusiedler See Gebiet
das Verhältnis fast umgekehrt ist.
Beides hauptsächlich mit autochthonen Sorten,
also mit typisch österreichischen Sorten.
Hier ist es Grüner Veltliner und Riesling,
dort ist es hauptsächlich Zweigelt, bisschen Blaufränkisch.
Klimatisch ist das ein riesengroßer Unterschied
in diesem Weisswein-Gebiet hier,
Kremstal, ist es so, das wir
durch das Waldviertel, das im Hinterland ist,
kommt die kalte Luft während
der Nächte herunter und das gibt zwar
im Zusammenhang
mit unseren südlich exponierten
Terrassenlagen eine schöne Reife,
aber nicht nicht zu schwere Weine.
Trotzdem behalten wir diese Eleganz
in den Weinen.
Im Burgenland ist es so: Flachland,
das sonnigste und wärmste Gebiet Österreichs.
Das ist einfach
in Kombination mit den dunklen,
teilweise Schwarzerde-Böden
eine ideale Voraussetzung
für hochwertige Rotweine.
Soviel ich weiß,
betreiben wir Weinbau in der 17. Generation.
Damals war mein Ur-ur-ur-Vorfahre
Verwalter eines kirchlichen Gutes.
und dann über viele Generationen
als Weinbauern.
Mein Großvater war Lenz-Moser, derjenige,
der die hohe Erziehungsform der Rebe entwickelt hat.
Sepp Moser war mein Vater,
der dann die familieneigenen Weingärten
unter seinem eigenen Namen
weitergeführt hat.
Ich habe schon, als ich mit meinem Vater
gearbeitet habe, den Willen gehabt,
biologisch zu arbeiten.
Mein Vater, alter Patriarch,wie das so üblich ist, hat gesagt:
Nein, nein, keine Möglichkeit.
Aber ich habe mich schon begonnen
zu interessieren,
habe mich dann umgeschaut und bin dann
eigentlich nicht in Österreich,
sondern im Elsass
mit Demeter-Urgesteinen in Kontakt gekommen.
Und rein aus dem Bauchgefühl heraus
hat das begonnen, mich zu interessieren.
Wie ich dann den Betrieb übernommen habe.
Im Jahr 2000 haben wir sofort mit
Versuchs-Weingärten
begonnen, auf kleiner Fläche
und dann sukzessive umgestellt.
Es gab Widerstand auch in der Familie,
von meinem Vater damals.
In der Gegend wurde man eher belächelt,
bestenfalls, manchmal na ja...
Es ist natürlich nicht immer alles
nur, wie wir sagen in Österreich:
“A gmahde Wiesn”, also immer alles nur
einfach und 100% geglückt gewesen
Aber à la longue
hat das ganz gut funktioniert.
Wir waren bei uns in der Ortschaft
lange Zeit die ersten und einzigen.
Aber mittlerweile tut sich doch einiges.
Wir hatten damals etwa in Österreich,
als wir umgestellt haben,
vielleicht 5% Bio-Weinbau,
Wir sind jetzt knapp an die 20%.
Heute nennen wir uns Vitikultur Moser,
weil das einfach sehr minimalistisch
das ausdrückt, wofür
wir stehen, einfach Down-to-the-earth-Weinbau und
sehr minimalistische Vinifizierung.
Das Wort Vitikultur
ist einerseits ein sehr schönes Wort,
es beinhaltet auch das Wort Kultur
und es ist Kultur:
Wir haben seit über 1000 Jahren bei uns
Weinbau
und oft sagen die Leute “Zurück zur Natur”.
Der Weinbau ist ja nicht rein “zurück
zur Natur”, die Natur macht ja keinen Wein,
sondern wir sind als Weinbauern
und Weinbäuerinnen gefordert,
unseren Weinbau so zu gestalten,
dass wir in eine möglichst naturnahe
Richtung wieder zurückkommen.
Dann funktioniert das auch gut
in diesem Zusammenleben.
Auf diese Art und Weise kann man dann auch
Insekten und Biodiversität in aller Form fördern.
Die Konventionellen sagen oft:
“Das schaut schlampig aus.”
Das kommt daher,
weil wir halt einfach viel wachsen lassen
und nicht jedem Hälmchen nachlaufen
und das wegzwicken
und im schlimmsten Fall spritzen,
machen wir sowieso nicht,
sondern so nach dem Motto “Let it grow”.
Bis zu einem gewissen Stadium,
man muss natürlich schon die Balance
halten zwischen der Rebe
und dem, was sonst wächst
und kreucht und fleucht.
Wenn man das gut im Griff hat,
dann kann das eine
eine gute Balance,
eine gute Synergie geben.
Bäume pflanzen ist das Schlagwort.
Wenn mich jemand fragt, was ist
dein Hobby, dann sage ich Bäume pflanzen.
Also wir sind wirklich massiv dran
und nicht erst durch
Delinat angeregt, sondern das war
immer mein Anliegen und
es ist auch jetzt alleine das Landschaftsbild
so verschönernd und vervielfältigend.
Es ist einfach schöner, die Landschaft zu gestalten.
Ich liebe einfach Bäume über alles.
Wir haben aufgrund unserer
Region und der tollen Lagen,
die wir haben
mit sowieso sehr viel Biodiversitäts-Fläche dazwischen.
Da haben wir eigentlich kaum
ein Problem mit diesen Ausgleichsflächen und Bäumen und so.
Ein wenig müssen wir daran noch arbeiten im Burgenland,
wo ja Flachland ist.
Wir sind massiv dabei,
Bäume und Hecken zu pflanzen.
Wir haben dieses Jahr schon 80 gepflanzt
und weitere 80 bis 100 werden dieses Jahr noch folgen.
Es ist ein wenig eine Herausforderung,
die Stellen zu finden, wo sie
nicht stören, aber trotzdem einen
guten Einfluss auf den Weingarten haben.
Biodiversität ist das,
was wir unterstützen wollen.
Weil in früheren Zeiten
war ja oft der Weingarten
die reinste Monokultur, offener Boden
und nur Rebe und sonst überhaupt nichts.
Wir wollen also
diese Monokultur durchbrechen
und eine möglichst vielfältige,
eine Vitikultur eben, machen daraus.
Mit möglichst viel Lebendigem drinnen.
Da arbeiten wir massiv dran.
Ein wenig ist auch dieses Ziel,
nämlich energiemäßig autark zu werden.
Aber wo wir sowieso auch dran sind.
Wir haben dieses Jahr schon
eine große Photovoltaikanlage montiert,
also strommäßig
werden wir bald einmal autark sein.
Wir denken auch dran,
dass wir Regenwasser mehr und mehr nutzen.
Solche Dinge.
Wir heizen auch in Bälde
nur noch mit Hackschnitzel, solche Dinge.
Also wir sind immer dabei.
Oft ist auch Delinat einer der Impulsgeber
für diese Sachen.
“Also eigentlich,
da müssten wir noch dran arbeiten”
und andere Dinge liegen
eigentlich sowieso im Zug der Zeit.
Die werden einfach notwendig
oder sind schon lange notwendig.
Aber man kann nicht alles auf
einmal übers Knie brechen.