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Komposttee im Weinbau: Bio-Boost für die Reben

In diesem Video zeigt Bodenexperte Nicola Fagotto, wie man mit einfachen Zutaten wie Kompost, Wasser, Algenpulver, Erbsenmehl und Zucker einen hochwirksamen Komposttee herstellen kann.

Blogbeitrag von Olivier Geissbühler

In der modernen Weinproduktion gewinnt nachhaltige Bewirtschaftung immer mehr an Bedeutung. Eine Methode, die sich als besonders effektiv erweist, ist die Anwendung von Komposttee. Nicolas Fagotto, ein Experte im nachhaltigen Weinbau, erläutert im Video die einfache Herstellung und die Vorteile dieser biologischen Behandlung. Komposttee trägt nicht nur zur Verbesserung der Bodenqualität bei, sondern fördert auch das gesunde Wachstum der Reben und die Qualität der Trauben. Ausserdem ist es eine ökologische Möglichkeit, den Pflanzenschutzmittel- und Düngeeinsatz zu reduzieren.

Komposttee beschleunigt den Abbau von organischem Material im Boden. Mykorrhiza-Pilze an den Pflanzenwurzeln werden so gefördert und die Nährstoffaufnahme sowie das Wachstum der Pflanzen verbessert sich. Während der Fermentation vermehren sich die nützlichen Mikroorganismen stark, sodass man mit nur kleinen Mengen Kompost eine grosse Fläche behandeln kann.

Zutaten und Vorbereitung

Die Herstellung von Komposttee ist unkompliziert und erfordert lediglich einige grundlegende Zutaten:

  1. Behälter: Ein Behälter mit einem Fassungsvermögen von 1000 Litern ist ideal, jedoch kann auch ein kleinerer Behälter verwendet werden.
  2. Kompressor und Sauerstoffdiffusor: Diese Geräte sorgen für die Zufuhr von Sauerstoff, was für die Vermehrung der Mikroorganismen im Komposttee entscheidend ist.
  3. Kompost: Hochwertiger Kompost, reich an mikrobiologischer Vielfalt, ist essenziell. Der Kompost wird in ein Netz gesteckt, um ihn während des Prozesses im Wasser zu halten.
  4. Zuckerquelle: Melasse, Fruchtsäfte oder Vollzucker dienen als Energiequelle für die Mikroorganismen.
  5. Zusätze: Meeresalgen, die reich an Oligoelementen und Vitaminen sind, sowie Erbsenmehl oder Alternativen wie Fischmehl, Kichererbsenmehl oder Reismehl, welche als Proteinquellen dienen.

So wird der Komposttee hergestellt

  1. Vorbereitung des Wassers: Füllen Sie den Behälter mit Wasser und fügen Sie eine Zuckerquelle wie Melasse hinzu.
  2. Zugabe von Sauerstoff: Verwenden Sie den Kompressor und den Sauerstoffdiffusor, um Sauerstoff ins Wasser zu bringen.
  3. Kompost hinzufügen: Platzieren Sie den hochwertigen Kompost in ein Netz und legen Sie dieses ins Wasser.
  4. Zusatzstoffe einmischen: Fügen Sie Meeresalgen und Erbsenmehl hinzu, um die Nährstoffvielfalt zu erhöhen.
  5. Fermentation: Lassen Sie die Mischung 24 bis 48 Stunden fermentieren, während der Sauerstoff kontinuierlich zugeführt wird.

Nach der Fermentation ist der Komposttee bereit zur Anwendung. Er kann mit herkömmlichen Sprühgeräten ausgebracht werden. Die ideale Dosierung liegt bei 50 bis 150 Litern Komposttee pro Hektar, verdünnt mit Wasser auf ein Gesamtvolumen von 200 Litern pro Hektar. Der empfohlene Druck für die Ausbringung liegt bei 2 bis 5 Bar.

Die wichtigsten Vorteile im Überblick

Verbesserte Bodenqualität: Komposttee fördert die mikrobiologische Vielfalt im Boden, was die Bodenstruktur verbessert und die Nährstoffverfügbarkeit erhöht. Dies führt zu gesünderen und widerstandsfähigeren Reben.

Erhöhte Rebenvitalität: Durch die Anwendung von Komposttee zeigen die Reben ein dynamischeres Wachstum mit längeren Zweigen. Besonders bei Wasserstress kann Komposttee den Reben helfen, sich besser zu erholen und vital zu bleiben.

Höhere Traubenqualität: Reben, die mit Komposttee behandelt werden, produzieren gesündere und qualitativ hochwertigere Trauben. Dies führt zu Weinen mit einem besseren Gleichgewicht, einer höheren Säure und komplexeren Aromenprofilen.

Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit: Die Verwendung von Komposttee reduziert im Idealfall den Bedarf an Pflanzenschutzmitteln und Düngemitteln, was die Umweltbelastung verringert und den Weinbau nachhaltiger macht.

Fazit: Effektiver und kostengünstiger Dünger für Boden und Reben

Die Herstellung und Anwendung von Komposttee ist eine effektive und nachhaltige Methode, um die Gesundheit der Reben und die Qualität der Trauben im Weinbau zu verbessern. Durch die Förderung der Bodenmikrobiologie und die Bereitstellung essenzieller Nährstoffe unterstützt Komposttee das Wachstum und die Widerstandsfähigkeit der Reben, was letztlich zu besseren Weinen führt. Nicolas Fagottos Ansatz zeigt, dass traditionelle Methoden und moderne Technik Hand in Hand gehen können, um die Weinproduktion zukunftsfähig zu gestalten.

Transkript
Komposttee zubereiten mit Nicolas Fagotto Weinbau der Zukunft Komposttee ist sehr einfach herzustellen. Sie brauchen nur einen Behälter mit 1000 Liter Fassungsvermögen, aber es geht auch kleiner. Dazu muss man mit einem Kompressor Sauerstoff hinzufügen, und zwar mit diesem Sauerstoffdiffusor, den ich Ihnen zeigen kann. Das ist der hier. Er bringt Sauerstoff in das Wasser, welches leicht gesüßt ist. Darin badet man später den Kompost, und der sollte von möglichst hoher Qualität sein, also reich an mikrobiologischer Vielfalt. Er wird in ein Netz gesteckt, das den Kompost enthält. Das Ganze wird mit Melasse angereichert, die man hier sehen kann. Das ist die Energiequelle in Form von Zucker, Melasse aus Zuckerrohr. Man kann aber auch Fruchtsäfte, Vollzucker usw. verwenden. Es reicht, wenn man irgendeine Zuckerquelle hat. Danach füge ich gerne Algen hinzu, Meeresalgen, die Quellen von Oligoelementen und Vitaminen sind. Man vermischt sie direkt mit dem Kompost im Netz. Zum Schluss habe ich Erbsenmehl verwendet, aber man kann auch Fischmehl, Kichererbsenmehl oder Reismehl nehmen. Das dient als Proteinquelle und Unterstützung für alles, was mit Pilzen zu tun hat, und hilft bei der mikrobiologischen Vermehrung. Die Vorbereitung dauert 20-25 Minuten, und danach die Gärung etwa 24 Stunden. Sobald wir die Luft mit dem Kompost und allen Zutaten aktivieren, dauert die Fermentation zwischen 24 und 48 Stunden, bevor man den Tee ausbringen kann, mit einem Sprühgerät, das man für eine normale Pflanzenschutzmittel-Behandlung verwendet. Es kommt darauf an, wie viel Komposttee man pro Hektar ausbringt. Wenn wir 100 Liter pro Hektar ausbringen – das ist der Durchschnitt, den ich empfehle – kann man damit 6 Hektar bewirtschaften. Wenn wir 1000 Liter machen, das ist ein 1000-Liter-Behälter, damit kann man 10 Hektar behandeln. Wenn man nur 50 Liter pro Hektar ausbringt, kann man die doppelte Fläche schaffen. Im Durchschnitt kann man mit so einem Behälter 10 Hektar bewirtschaften. Dies entspricht einer Behandlung mit Pflanzenschutzmitteln, die wir während der Saison machen. Genau auf die gleiche Art und Weise setzen wir das Produkt ein – eine bestimmte Dosis Komposttee, zwischen 50 und 150 Liter pro Hektar, bei einer Gesamtwassermenge von 200 Litern pro Hektar. Wenn wir eine Behandlung mit 100 Litern Komposttee pro Hektar machen, kann man 100 Liter Wasser hinzufügen, um 200 Litern Gesamtvolumen zu entsprechen. Dann versprüht man es mit einem Druck, der idealerweise nicht höher als 2 Bar ist. 5 Bar ist auch noch in Ordnung. Ich persönlich habe in der Anfangsphase den Komposttee mit 10 Bar ausgebracht, und es war trotzdem sehr effektiv. Wir arbeiten hier mit Mikrobiologie, die es seit 3,5 Milliarden Jahren gibt, und die eine biochemische Energie besitzt, die 350-mal größer ist als unsere eigene. Es ist also wirklich etwas sehr kraftvolles, und man sollte sich wegen zu hohem Druck nicht zu viele Sorgen machen. Idealerweise behandelt man jedoch mit 2 Bar Druck und ca. 200 Litern Gesamtvolumen pro Hektar. Das ist wirklich ideal. Um das zu erreichen, kann man den Durchfluss der Düsen verändern und die Bedingungen so anpassen, damit es ungefähr stimmt. Wir machen mindestens eine Behandlung pro Jahr, vor allem im Frühling, wo man die richtigen Feuchtigkeitsbedingungen hat und die Bodentemperatur ideal für das mikrobielle Wachstum ist. Also eine im Frühling, möglicherweise eine weitere im Herbst, wo man mehr oder weniger die gleichen Bedingungen im Boden hat. Dann kann man während der Saison zwei weitere Behandlungen machen, zum Beispiel bei Problemen mit Wasserstress in den Weinbergen. Es ist sehr hilfreich, es zu diesem Zeitpunkt zu machen, weil es den Reben wirklich bei Wasserstress hilft. Tatsächlich beobachte ich jeweils Reben, die viel dynamischer wachsen. Das ist jeweils das Erste, was ich sehe, und Reben mit längeren Zweigen und Reben, die mit Komposttee die Erträge steigern. Man sieht viel gesündere Trauben und vor allem ein Gleichgewicht in den Weinen, das mehr zur Säure neigt, und Aromenprofile, die viel komplexer sind mit der Behandlung von Komposttee. Den Pflanzen geht es damit besser, und eine Pflanze, der es besser geht, erhöht auch die Qualität der Trauben.

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