Das spanische VRIAC-Projekt des Rebenzüchters Valentin Blattner und des Delinat-Winzers Albet i Noya schreitet voran: 20 robuste und klimaangepasste neue Rebsorten wurden für die offizielle Zulassung eingereicht.
Blogbeitrag von Olivier Geissbühler
Das innovative Züchtungsprogramm VRIAC läuft bereits seit 10 Jahren. Es konzentriert sich auf die Entwicklung robuster Rebsorten (PIWIs), die den Herausforderungen des modernen Weinbaus gewachsen sind, insbesondere im Hinblick auf den Klimawandel und die Reduzierung von Pflanzenschutzmitteln. Jetzt wurden die ersten neuen Sorten für die offizielle Zulassung eingereicht. Wenn sie bewilligt werden, wären es die ersten zugelassenen PIWI-Sorten in Spanien. Doch was genau bedeutet dies für die Zukunft des Weinbaus in Spanien und warum ist dieses Projekt so wegweisend?
Das VRIAC-Projekt: Ein Überblick
Der Rebenzüchter Valentin Blattner und der Delinat-Winzer Josep Maria Albet i Noya haben es sich zur Aufgabe gemacht, widerstandsfähige Rebsorten zu züchten, die nicht nur weniger anfällig für Krankheiten wie Echten und Falschen Mehltau sind, sondern auch den typischen Charakter der autochthonen spanischen Sorten beibehalten und dem heissen Klima in Spanien gewachsen sind. Diese neuen Sorten sollen den Weinbauern ermöglichen, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln drastisch zu reduzieren, was sowohl wirtschaftliche als auch ökologische Vorteile mit sich bringt.
Der Schweizer Rebenzüchter Valentin Blattner hat bereits eine umfangreiche Sammlung an resistenten Rebsorten gezüchtet. Obwohl die Hauptarbeit des Projekts nahezu abgeschlossen ist, bleibt die Herausforderung bestehen, die besten Sorten auszuwählen und ihre Vermarktung voranzutreiben. Die Vision ist klar: Robuste Reben, die qualitativ hochwertige Weine hervorbringen und gleichzeitig die Umwelt schonen.
Robuste Rebsorten: Ein Wandel im Weinbau
Die Entwicklung und Einführung dieser neuen Rebsorten könnte den Weinbau in Spanien revolutionieren. Gemäss Martí, dem Sohn von Josep Maria, sehen Weinbauern sofort die Vorteile, da sie weniger Zeit und Ressourcen für den Pflanzenschutz aufwenden müssen. Dies ist auch in trockenen Regionen wie dem Penedès wichtig, wo der Druck durch Krankheiten wie Echter Mehltau ebenfalls hoch sein kann und herkömmliche Methoden wie das nächtliche Spritzen von Schwefel immer problematischer werden.
Die Akzeptanz dieser Sorten bei den Winzern ist jedoch nur ein Teil der Herausforderung. Ebenso entscheidend ist es, die Önologen und den Markt von der Qualität dieser Weine zu überzeugen. Traditionelle Sorten wie Chardonnay oder Muskateller könnten gemäss Josep Maria ohne weiteres durch neue, robuste Sorten wie Muscaris ersetzt werden, die deutlich weniger Behandlungen benötigen. Der Erfolg dieser Sorten wird letztlich davon abhängen, ob sie den hohen Qualitätsstandards entsprechen, die von spanischen Weinen erwartet werden.
Die Marktanpassung und zukünftige Perspektiven
Ein Schlüsselfaktor für die Zukunft der robusten Rebsorten wird die Anpassung des Marktes sein. Sobald die neuen Sorten als Qualitätsweine anerkannt werden, wird der Übergang für Winzer und Weinhersteller deutlich einfacher, ist Josep Maria überzeugt. Es gibt jedoch immer noch Widerstand, insbesondere von jenen, die an traditionellen Sorten festhalten. Trotzdem ist der Wandel unvermeidlich, und Josep Maria erwartet, dass in den nächsten Jahrzehnten ein Grossteil der neuen Pflanzungen in Spanien aus resistenten Sorten bestehen wird.
Ein weiterer wichtiger Aspekt des VRIAC-Projekts ist die Suche nach Sorten, die nicht nur robust sind, sondern auch das Profil einheimischer spanischer Reben widerspiegeln. Dies ist besonders wichtig für junge Önologinnen und Önologen, die sich für den Erhalt autochthoner Sorten stark machen und internationale Sorten wie Cabernet und Merlot zunehmend ablehnen. Ausserdem versuchen Valentin Blattner und Josep Maria derzeit Sorten zu züchten, die auch gegen das gefährliche Feuerbakterium Xylella fastidiosa resistent sind. Diese gefährliche Krankheit breitet sich derzeit in Portugal und Teilen Spaniens aus und führt dazu, dass viele Rebstöcke absterben.
Fazit: Ein wichtiger Schritt in die Zukunft
Das VRIAC-Projekt markiert einen bedeutenden Schritt in Richtung eines nachhaltigeren und zukunftsorientierten Weinbaus in Spanien. Die Entwicklung robuster Rebsorten wird nicht nur dazu beitragen, den Einsatz von Chemikalien und biologischen Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren, sondern auch den spanischen Weinbau widerstandsfähiger gegenüber den Herausforderungen des Klimawandels machen.
Während die Umstellung Zeit und Überzeugungsarbeit erfordert, deutet alles darauf hin, dass die Weinindustrie in Spanien sich darauf einstellen muss, diesen Weg zu gehen. Mit der fortschreitenden Forschung und den Bemühungen könnten die robusten Rebsorten in Spanien schon bald einen neuen Standard für Qualität und Nachhaltigkeit im Weinbau setzen.
1 comment