Blogbeitrag von Olivier Geissbühler
Im Boden verbirgt sich ein faszinierendes Netzwerk, das für die meisten Pflanzen von unschätzbarem Wert ist: das Mykorrhiza-Geflecht. Diese Symbiose zwischen Pilzen und Pflanzenwurzeln verbessert die Nährstoffaufnahme und Widerstandsfähigkeit der meisten Pflanzen, auch bei den Reben. In diesem Blogbeitrag wird beschrieben, welche Vorteile ein funktionierendes Mykorrhiza-Netzwerk im Boden für den Weinbau haben kann.
Das Mykorrhiza-Geflecht besteht aus feinen, weissen Pilzfäden, die Pflanzen miteinander verbinden und mit Nährstoffen versorgen. In dieser symbiotischen Beziehung profitieren sowohl die Pflanzen als auch die Pilze. Die Pflanzen erhalten Nährstoffe und Wasser, während die Pilze Zucker aus der Photosynthese der Pflanzen bekommen.
Warum sind Mykorrhiza-Pilze im Weinbau so wichtig?
Mykorrhiza-Pilze vergrössern das Wurzelvolumen der Reben um ein Vielfaches. Das bedeute, dass die Reben mehr Wasser und Nährstoffe aus dem Boden aufnehmen können. Besonders in Zeiten von zunehmender Trockenheit ist dies ein unschätzbarer Vorteil.
Auf Château Duvivier, dem Delinat-Forschungsweingut in der Provence, wird das Potenzial dieser Mykorrhiza-Netzwerke intensiv erforscht. Es wurden verschiedene Weinreben mit einer Flüssigkeit aus aktiven Mykorrhiza-Pilzen behandelt, um die Auswirkungen auf das Wachstum der Reben zu untersuchen.
Praktische Anwendung und beeindruckende Ergebnisse
Die Arbeit mit aktiven Mykorrhiza-Pilzen ist nicht einfach, da das lebendige Myzel sorgfältig gekühlt und vor Sonnenlicht geschützt werden muss, um seine Wirksamkeit zu behalten. Doch die Ergebnisse auf Château Duvivier waren beeindruckend. Die behandelten Reben zeigten bereits nach wenigen Wochen ein deutlich stärkeres Wachstum.
Lara Spresser, Verantwortliche des Forschungsprojekts, berichtet: „In der Neupflanzung bei den Jungreben sieht man einen grossen Unterschied. Wir haben die Reben gemessen, gewogen und einige ausgegraben, um die Wurzeln zu beobachten. Die Mykorrhiza-Pflanzen waren besser entwickelt, in besserer Gesundheit und mit einer besseren Vitalität.“
Vorteile der Mykorrhiza-Symbiose
Durch die Mykorrhiza-Symbiose wachsen die Wurzeln der Pflanzen schneller. Das führt zu mehr Blüten, gesünderen Pflanzen und besserer Resistenz gegen Krankheiten. Auch schlechte Wetter- oder Bodenbedingungen können so abgefedert werden.
Die Pilze verbessern zudem die Bodenstruktur. Das Myzel der Pflanze hilft, sich besser mit dem Boden zu verbinden. In Hanglagen stabilisieren die Pilzfäden den Boden und verhindern Erosion. Das weitreichende Myzel nimmt viele Nährstoffe auf. So ist weniger Dünger nötig, ohne dass die Pflanzen auf Nährstoffe verzichten müssen.
So kann Mykorrhiza gefördert werden
Gift für die Ausbreitung von Mykorrhizapilzen im Weinberg sind chemisch-synthetische Pestizide und Fungizide jeglicher Art. Auch Phosphordüngung verhindert eine gute Kolonialisierung des Pilzgeflechts. Delinat-Winzerberater Daniel Wyss hält fest: «Um Mykorrhizapilze zu fördern, darf der Boden nur minimal bearbeitet werden und er sollte möglichst ganzjährig mit einer Begrünung oder Mulch bedeckt sein.»
Um die Konkurrenz der Begrünung zu reduzieren, rät Daniel Wyss, den Boden nur auf Teilflächen und flach zu bearbeiten. Eine gewalzte Begrünung im Sommer sei zudem eine schützende Schicht für Mykorrhizapilze und sorge für mehr Feuchtigkeit im Boden. Idealerweise geschieht dies in Kombination mit einer Direktsaat für die Gründüngung. Zusätzlich zu diesen Massnahmen, kann mit Agroforst im Weinbau, also dem Pflanzen von Bäumen zwischen den Reben, Mykorrhiza gefördert werden.
Fazit: Mykorrhiza verbessert die Bodenqualität und ist im ökologischen Weinbau ein wichtiges Hilfsmittel
Mykorrhiza-Pilze verbessern die Bodenqualität und sorgen für eine lockere Bodenstruktur. Sie schützen die Pflanzen auch vor schädlichen Stoffen im Boden. All diese Vorteile führen zu gesünderen und stärkeren Reben, die mehr Ertrag und bessere Traubenqualität liefern können.
Die Mykorrhiza-Symbiose ist eine unterschätzte, aber lebenswichtige Partnerschaft im Boden. Sie hilft den Reben, widerstandsfähiger und ertragreicher zu werden und trägt zur nachhaltigen Bodenbewirtschaftung bei. Winzer sollten diese natürliche Unterstützung nutzen, um die Qualität ihrer Weine zu verbessern und gleichzeitig einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten.