Im ökologischen Weinbau wird grossen Wert auf einen gesunden Boden gelegt. Eine sorgfältige Bodenpflege ist von zentraler Bedeutung, um nachhaltige und qualitativ hochwertige Weinproduktion zu gewährleisten. Durch Einsaaten und schonende Bodenbearbeitung wird eine reiche Vielfalt zwischen den Rebzeilen geschaffen, die viele Vorteile mit sich bringt.
Blogartikel von Olivier Geissbühler
Eine vielfältige mikrobielle Flora im Boden ist entscheidend für die Aufnahme von Mineralien durch die Pflanzen. Ähnlich wie ein gesunder Magen eine vielfältige Mikroflora benötigt, um Nährstoffe effizient aufzunehmen, braucht es auch in der Erde eine hohe Biodiversität an Mikroorganismen. Diese Vielfalt ermöglicht es den Pflanzen, eine breite Palette an Mineralien aufzunehmen, was sich positiv auf die Qualität der Trauben und des Weins auswirkt.
Die Wurzeln der Pflanzen spielen eine entscheidende Rolle dabei. Sie durchziehen den Boden, halten ihn zusammen und schaffen eine klumpige Struktur, die ideale Bedingungen für das Bodenleben bietet. Pflanzen geben über ihre Wurzeln Exsudate ab, welche die Mikroorganismen ernähren. Diese Exudate bestehen hauptsächlich aus organischen Verbindungen wie Zucker, Aminosäuren und Vitaminen, die als Energiequelle und Nährstoffquelle für Mikroorganismen dienen.
Diese Mikroorganismen wiederum wandeln wichtige Mineralien um und machen diese pflanzenverfügbar, was die Reben ernährt und die Qualität der Weintrauben positiv beeinflusst. Durch diesen Prozess der Nährstoffumwandlung und -versorgung durch Mikroorganismen wird die Gründüngung zu einer effektiven Methode, um die Bodengesundheit und die Nährstoffversorgung von Pflanzen zu verbessern.
Förderung der Bodenfruchtbarkeit im ökologischen Weinbau
In den letzten Jahren haben extrem trockene Sommer in vielen Weinregionen die Bodenfruchtbarkeit stark beeinträchtigt. In etwas feuchteren Jahren kann man dem jedoch mit den richtigen Einsaaten entgegenwirken. Auf dem Delinat-Forschungsweingut Château Duvivier in der Provence wurde genau das gemacht, wie Winzerberater Daniel Wyss im Video erklärt: Potente Leguminosen, also Hülsenfrüchte, und verschiedene Getreidearten wie zum Beispiel Triticale, wurden eingesät, um eine maximale organische Biomasse zu produzieren. Diese Biomasse schützt den Boden vor extremer Sonneneinstrahlung und fördert den Humusaufbau.
Ein zentraler Ansatz im ökologischen Weinbau ist es, das Bodenleben möglichst wenig zu stören. Idealerweise wird vor der Einsaat im Herbst der Boden mit einem Tiefenlockerer gelockert. Anschliessend wird eine Gründüngungsmischung direkt eingesät, ohne flächig zu bearbeiten. Diese Direktsaat-Methode fördert die Boden-Mikroorganismen und Mykorrhiza-Pilze optimal, da der Boden nur minimal bewegt wird. Er bleibt so maximal geschützt vor starker Sonneneinstrahlung und heftigen Regenfällen.
Fazit: Mikrobielle Vielfalt ist entscheidend für gesunde Böden im Weinbau
Eine dauerhafte Begrünung trägt wesentlich zum Humusaufbau bei. Sie fördert Boden-Mikroorganismen und speichert CO2 im Boden. Mit jedem zusätzlichen Prozent Humus können 160.000 Liter Regenwasser pro Hektar gespeichert werden – eine beeindruckende Ökosystemleistung, die für den ökologischen Weinbau entscheidend ist. Ein gesunder Humusgehalt verbessert die Wasserspeicherung und die Widerstandsfähigkeit des Bodens gegenüber extremen Wetterbedingungen.
Ein gesunder Boden ist das Fundament für den ökologischen Weinbau der Zukunft. Durch schonende Bodenbearbeitung, gezielte Einsaaten und die Förderung der Bodenfruchtbarkeit wird nicht nur die Gesundheit des Bodens verbessert, sondern auch die Qualität der Weintrauben gesteigert. Zudem kann dadurch ohne weitere Düngung der Ertrag gesteigert werden. Die Zusammenarbeit zwischen Pflanzen und Mikroorganismen im Boden schafft ein nachhaltiges und robustes Ökosystem, das den Herausforderungen des Klimawandels standhält und qualitativ hochwertigen Wein hervorbringt.