Nach dem aussergewöhnlich nassen Jahrgang 2021 war dieser Sommer das komplette Gegenteil: Die andauernde Trockenheit und flächendeckende Dürren stellten den Weinbau in ganz Europa vor grosse Herausforderungen. Während in Italien, Spanien, Frankreich und Deutschland viele Reben unter hohem Trockenstress litten und Ertragseinbussen wegen der Dürre unvermeidbar waren, war die Lage in der nördlichen Schweiz glücklicherweise etwas weniger angespannt.
Agroforst und Begrünung halten die Reben gesund Der Delinat-Winzer Roland Lenz aus Iselisberg im Kanton Thurgau hat bereits vor Jahren begonnen, seine Weinberge auf trockene Perioden vorzubereiten. Dazu pflanzte er in seinen Weingärten Bäume und Hecken. Dieses Agroforst-System hilft, dass bei Trockenheit das Wasser gespeichert wird und für die Reben verfügbar bleibt.
Und einmal mehr zeigte sich: Eine reiche Biodiversität im Weinberg, ein lebendiger Boden mit hohem Humusanteil und tiefwurzelnde Reben sind enorm wichtig, um das wenige Wasser im Boden zu halten und die Reben bei Trockenstress vital zu halten.
PIWI-Sorte Solaris:Qualität und Quantität optimal Und der Erfolg gibt Roland Lenz recht: Auch Ende August waren seine Reben noch kerngesund und die Begrünung zwischen den Rebzeilen präsentierte sich noch saftig grün. Dies wirkt sich auch auf den Ertrag aus: Von der pilzwiderstandsfähigen Sorte Solaris konnte er bereits in der letzten August-Woche eine erfreuliche Menge an qualitativ einwandfreien Trauben ernten.
In vielen anderen Weinbau-Regionen war die Situation weniger erfreulich: Wenn die Reben zu wenig Wasser haben, reifen die Trauben nicht optimal. Sie bilden zwar noch Zucker, aber die Phenole und die Säure können nicht bei der Reifung mithalten. Dies führte in vielen europäischen Weinbau-Regionen zu Ertrags- und teilweise auch zu Qualitätseinbussen.
Wir haben heute mit 95 Oechsle Zuckergehalt und 8 Gramm Säure Solaris von hier gelesen,
also qualitativ einerseits wunderbar, aber eben auch mengenmässig wunderbar.
In dieser Parzelle, wo wir jetzt gerade sind,
haben wir wirklich gerade verschiedene Faktoren
- wie soll ich sagen -
langfristig auch planen können, so dass es eigentlich
jetzt in diesem trockenen Jahr geklappt hat
betreffend Wasserrückhaltevermögen des Bodens.
Also wenn wir hier schauen, haben wir eigentlich eine Allee auf der einen Seite,
das ist wie ein Agroforst-System.
Und auf der anderen Seite eigentlich eine Hecke,
teilweise eben auch mit grösseren Bäumen dazwischen.
Und es ist nur 30 Meter voneinander entfernt.
Das ist etwas, was vermutlich so ein bisschen
die ganze Situation ganz grob beinflusst.
Also dieser Weingarten ist eigentlich zwischen den Bäumen drin sozusagen.
Diese Bäume haben ja auch eine gewisse Ausstrahlung,
überirdisch wie auch unterirdisch, also über das Wurzelsystem.
Ich denke, über das Mykorrhizen-System, welches in der ganzen Fläche spielt,
wird auch der Wasserhaushalt dadurch massiv
und entscheidend beeinflusst, also das Hin- und Herschieben von Wasser.
In diesem Weingarten haben wir jetzt
seit rund 14 Jahren
- wenn überhaupt - nur noch gemulcht und in den letzten 5 Jahren nur noch gewalzt.
Und das hat so eine richtige Mulchschicht oberhalb des Bodens gegeben.
Und diese Mulchschicht bricht auch die Verdunstung sozusagen.
Unten, wenn man den Mulch etwas wegnimmt, ist es dann wirklich feucht.
Auch in der grössten Hitze, auch wenn es vier Wochen nicht geregnet hat,
es ist immer noch eine gewisse Feuchtigkeit da.
Und das hat man auch dieses Jahr immer gesehen betreffend Gras
oder auch Kräutern; es hat hier drin auch teilweise geblüht.
Es war eigentlich immer etwas da.
Jetzt haben wir es vor rund zwei Wochen
noch einmal gewalzt und so weiter, um einfach auch
gut ernten zu können. Wir haben gerade aktuell heute Morgen hier geernet, es ist Solaris,
Es ist nicht das früheste Datum von Solaris, ich glaube wir haben auch schon einmal am 22. August gelesen,
Aber wir haben heute mit 95 Oechsle Zuckergehalt und 8 Gramm Säure Solaris von hier gelesen,
also qualitativ einerseits wunderbar, aber eben auch mengenmässig wunderbar.
fast ein Kilo pro Quadratmeter, also das wären umgerechnet zehn Tonnen pro Hektar.
Und im weissen Bereich mit Solaris ist das etwa das, was wir wirklich schätzen, wenn wir das erreichen.
Ich habe ja wirklich einen ganz guten Austausch mit ganz vielen
Winzerkolllegen, die auch PIWIs anbauen, und ich sehe es jetzt schon überall: Dort, wo genau
dieses Wasserrückhaltevermögen der Böden fehlt,
dort hat die Rebe abgestellt.
Vor 3-4 Wochen bereits.
Also die werden später ernten, ganz klar.
Gestern waren Leute da vom Genfersee.
Die haben auch ein paar PIWIs, haben aber auch Chasselas und so weiter.
Aber die haben nochmals weniger Niederschläge erhalten als wir.
Und dort ist es einfach so, dass sie die gleiche Sorte drei Wochen später ernten werden.
Weil die Rebe hatte
keine Chance, um sich weiterentwickeln zu können.
Die haben eigentlich ihre Arbeit eingestellt,
machen Siesta und warten eigentlich, bis die Bedingungen
besser werden, sprich kühler und feuchter.
Also dort ist es dann einfach so, dass
der Zuckergehalt, der kann möglicherweise immer weiter zunehmen, das ist schon möglich.
Aber die Säure kann nicht mithalten,
die Phenole halten nicht mit, also die ganzen Gerbstoff-Geschichten kommen nicht mit.
Und das ist hier jetzt natürlich alles optimal abgelaufen.
Ab dem 6.-7. Standjahr haben wir das Gefühl, dass jetzt
diejenigen Sorten, die sich jetzt durchgesetzt haben und die wir auch im Muttergarten haben,
dass die eigentlich der Trockenheit
- natürlich auch mit unserem System -
mit dem vielen Walzen, mit dieser Mulch-
Masse, die auf dem Boden liegt und den Boden feucht hält,
dass die sehr gut damit zurecht kommen,
also dieser Trockenheit begegnen können.
Also wenn wir einen fruchtbaren Boden haben mit einem grossen Wasserrückhaltevermögen,
und dadurch auch eine vitale Pflanze,
dann überdauert sie auch solche Trockenheiten ohne Probleme.
So wie man es jetzt hier hinten sieht, das ist ja sagenhaft schön,
wie grün und vital die Pflanzen aussehen, unglaublich.
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