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PIWI-Sorte Voltis im Champagner: Tradition vs. Innovation

Blogbeitrag von Olivier Geissbühler

Es ist fast schon ein historischer Moment: In der Champagne wurde mit der Pflanzung der weissen PIWI-Rebsorte Voltis begonnen. Die robuste Sorte wurde in der AOP Champagne Ende 2022 als erste PIWI-Sorte für Versuchszwecke zugelassen. Die traditionsreiche Weinbauregion hat, ähnlich wie Bordeaux, immer mehr mit dem Klimawandel und den Folgen des jahrzehntelangen Pestizid-Einsatzes zu kämpfen.

Im Champagner werden primär die roten Rebsorten Pinot Noir (Spätburgunder), Pinot Meunier (Müllerrebe oder Schwarzriesling) sowie die weisse Rebsorte Chardonnay verwendet. Das soll sich nun langsam ändern. In diesem Jahr werden erstmals ca. 5 Hektar Voltis gepflanzt. Die PIWI-Sorte darf jedoch nicht mehr als 5 Prozent der Rebsorten eines Betriebs und nicht mehr als 10 Prozent einer Assemblage ausmachen, um die Sensorik des Champagners nicht zu stark zu beeinflussen. 10 Jahre lang befindet sich Voltis nun in der Versuchsphase.

Und die ersten Erfahrunge sind vielversprechend: Bei einer Blindverkostung mit verschiedenen Champagner-Cuvées wurde diejenige mit der PIWI-Sorte Voltis am höchsten bewertet. Das zeigt, dass die neuen robusten Sorten vor allem in Cuvées ein riesiges Potenzial haben.

Erste Versuche mit einer PIWI-Sorte im Champagner sind erfreulich. Allerdings klingt der Zeitrahmen und der Umfang für die Versuchsphase nicht sehr ambitioniert. Angesichts des schnell voranschreitenden Klimawandels, der bereits deutliche Auswirkungen auf die Weinproduktion hat, scheinen 10 Jahre eine ziemlich lange Zeitdauer zu sein.

PIWI-Sorte Voltis ist der erste Schritt

Klar: Es ist wichtig anzuerkennen, dass die Weinregion Champagne eine lange Tradition und ein einzigartiges Terroir hat, das die Qualität und den Charakter ihrer Weine prägt. Die strengen Regelungen und Vorgaben dienen dazu, die Authentizität und den unverwechselbaren Stil des Champagners zu bewahren. Dieses Bemühen um Tradition und Erhaltung der Qualität ist verständlich.

Gleichzeitig wird es für die Champagne im Zeitalter des Klimawandels immer schwieriger, qualitativ hochwertige Weine zu produzieren. Die steigenden Temperaturen, veränderte Niederschlagsmuster und zunehmender Krankheitsdruck stellen die Winzer vor grosse Schwierigkeiten. Die Einführung robuster Rebsorten wie Voltis ist ein Schritt in die richtige Richtung. Die Balance zwischen Tradition und Fortschritt ist eine anspruchsvolle Aufgabe, aber sie ist wichtig, um die Zukunft des Weinbaus zu sichern.

Klimawandel fordert höheres Tempo

Die Weinindustrie muss sich den Herausforderungen des Klimawandels stellen und proaktive Massnahmen ergreifen. Die Versuchsphase sollte zwar gründlich sein, aber die Entscheidungen über die Einführung neuer Sorten sollten nicht zu lange dauern. Die Zeit drängt, und die Weinbauern müssen schnell auf die Veränderungen reagieren können. Ein flexiblerer Ansatz bei den Regelungen, der grössere Anbauflächen und verschiedene PIWI-Sorten erlaubt, könnte den Winzern helfen, auf einen zukunftsweisenden Weinbau umzustellen.

Es liegt in unser aller Interesse, dass die Weinindustrie im Einklang mit der Natur agiert und auf ökologische Traubensorten setzt. Durch einen ausgewogenen Ansatz, der Tradition und Innovation miteinander verbindet, kann die Champagne auch in Zukunft hochwertige und einzigartige Weine hervorbringen. Allerdings müssen solche Innovationen zügig voranschreiten, um den aktuellen Herausforderungen gerecht zu werden.

Kannst du dir einen Champagner aus PIWI-Sorten vorstellen? Schreibe deine Meinung in die Kommentare!

2 Kommentare

  1. Spannend, dass sich auch die traditionsreiche Region Champagne mit dem Klimawandel auseinandersetzen muss und mit der PIWI-Sorte ein Spagat in die Zukunft versucht wird. Ich bin auf das Ergebnis gespannt und letzendlich auch auf den Preis.

    1. Ja, um langfristig bestehen zu können, muss man sich weiterentwickeln. Geschmacklich wird man bei einem PIWI-Anteil von maximal 10% vorerst wohl keinen grossen Unterschied im Champagner feststellen. Und der Preis wird wahrscheinlich auch ähnlich bleiben, sofern die Nachfrage gleich hoch bleibt – obwohl man mit PIWI-Sorten für gleiche Qualität eher günstiger produzieren kann.

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