Blogbeitrag von Olivier Geissbühler
An der Mosel ist in den letzten Monaten die Diskussion über Helikoptersprühflüge wieder neu entfacht. Im Zentrum der Berichterstattung steht dieses Jahr der Schmetterling des Jahres 2024. Was den sogenannten Mosel-Apollofalter so speziell macht ist, dass diese spezifische Unterart nur im unteren Moseltal vorkommt und stark vom Aussterben bedroht ist. Dort besiedelt der Schmetterling Felsen inmitten Weinbergen.
Das Problem: In den Steillagen in unmittelbarer Nähe zu den Lebensräumen des Schmetterlings werden in der Zeit von Mitte Mai bis Ende Juli regelmässig Cocktails verschiedenen Pestiziden per Hubschrauber ausgebracht. Naturschützer vermuten, dass dies ein Grund ist, weshalb die Population in den letzten Jahren stark rückläufig ist. Mehr Informationen dazu in diesem Blogbeitrag.
Auch in der Schweiz wird immer noch per Helikopter gespritzt
Voraussichtlich werden auch in der Weinbauregion Wallis dieses Jahr wieder Fungizide per Helikopter ausgebracht werden, mit fatalen Auswirkungen für die Umwelt. Die Spritzungen per Helikopter sind ungenau und die toxischen Pestizide landen nicht nur auf den Reben, sondern auch auf dem Boden, in nahegelegenen Siedlungen, Strassen, Hecken und Gewässern. Oder die chemisch-synthetischen Spritzmittel landen auf dem benachbarten biologischen Weinberg, was für viele Bio-Winzer problematisch ist.
Und obwohl immer mehr Winzer auf biologischen Pflanzenschutz setzen, gibt es immer noch Sprühflüge mit hochgiftigen, chemisch-synthetischen Pestiziden. Einige dieser gefährlichen Wirkstoffe wurden in den letzten Jahren für die Luftapplikation verboten, doch neue kamen dazu. Eine detaillierte Auflistungen zu den verschiedenen Fungiziden, die per Helikopter ausgebracht werden, kann man auf dem Blog «Heidi’s Mist» nachlesen.
Sprühflug-Anbieter mit zweifelhaften Versprechungen
80% der gespritzen Pestizide sind gemäss Air Glaciers, dem Anbieter von Helikopter-Sprühflügen im Wallis, «ökologische Pflanzenschutzmittel». Ob damit die Anzahl der verschiedenen Wirkstoffe oder die ausgebrachte Gesamtmenge gemeint ist, ist nicht klar. Diese Angabe ist auf jeden Fall kritisch zu betrachen, denn auch kleinste Mengen chemisch-synthetischer Fungizide sind oft um das Vielfache toxischer als zum Beispiel der biologische Wirkstoff Kupfer. Das heisst, die 20% nicht-biologischen Mittel können bereits einen riesigen Schaden anrichten.
Das Argument, dass steile Lagen mit Helikoptern sehr kostengünstig gespritzt werden können, stimmt. Aber im Wallis sind die Parzellen oft nicht sehr grossflächig und präzise Ausbringung mit dem Helikopter ist beinahe unmöglich. Dazu kommen die problematischen Sicherheitsabstände von 30 bzw. 60 Metern zu Häusern, Gewässern, Strassen und Spielplätzen: Sie sind einerseits zu knapp, um Abdrift zu verhindern und werden zudem oft missachtet (siehe Video). Die einzig vertretbare Möglichkeit für Helikopter-Sprühflüge wäre deshalb, wenigstens nur biologische zu verwenden.
Drohne unter Umständen sogar schädlicher
Auch im Wallis werden immer öfters Drohnen für den Pflanzenschutz verwendet. Diese sind zwar genauer in der Anwendung, aber auch deutlich teurer, weil sie für dieselbe Fläche deutlich länger brauchen.
Und mit der Anwendung von Drohnen entstehen neue Probleme: Die Drohne gilt als Bodenapplikation, das heisst viele weitere giftige Pestizide sind erlaubt im Vergleich zur Luftapplikation des Helikopters. Zudem ist Abdrift auch bei der Drohne ein grosses Problem, denn die Mindestabstände zu benachbarten Bio-Parzellen, Gewässern, Hecken und Siedlungsgebieten sind noch einmal kleiner als beim Helikopter. Die Drohne müsste also stärker reguliert werden und als Luftapplikation eingestuft werden, damit die schädlichen Auswirkungen minimiert werden können.
Einzig wirklich ökologische Lösung sind PIWIs
Egal mit welchem Spritz- oder Fluggerät man die Pflanzenschutzmittel ausbringt: Am Ende ist entscheidend, welche Stoffe man verwendet. Zum Schutz des Trinkwassers, der Böden und der Biodiversität wäre es auf jeden Fall eine riesige Entlastung, wenn nur noch biologische Spritzmittel ausgebracht werden dürften.
Und in den steilen, anspruchsvollen Lagen im Wallis würde die Lösung für ökologischen und ökonomischen Weinbau auf der Hand liegen: Einmal mehr wären dort PIWI-Sorten die Lösung für die meisten Probleme. Sie brauchen nur einen Bruchteil der Pflanzenschutzmittel und sparen unzählige Arbeitsstunden. Der kriselnde Walliser Weinbau muss verstärkt auf robuste Traubensorten setzen, wenn er überleben will. Doch leider zeigen sich viele Winzerinnen und Winzer im Wallis immer noch skeptisch gegenüber neuen Sorten.
Sind PIWIs die Lösung für den Weinbau im Wallis? Schreibe deine Meinung in die Kommentare!
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