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Pestizide per Helikopter: Im Wallis immer noch erlaubt

Blogbeitrag von Olivier Geissbühler

Obwohl das Wetter vielerorts seit mehreren Wochen (zu) trocken ist, steigt derzeit in vielen Weinbergen der Krankheitsdruck. In der Weinbauregion Wallis bedeutet das an manchen Orten immer noch, dass die Fungizide per Helikopter ausgebracht werden, mit fatalen Auswirkungen für die Umwelt. Die Spritzungen per Helikopter sind ungenau und die toxischen Pestizide landen nicht nur auf den Reben, sondern auch auf dem Boden, in nahegelegenen Siedlungen, Strassen, Hecken und Gewässern. Oder die chemisch-synthetischen Spritzmittel landen auf dem benachbarten biologischen Weinberg, was für viele Bio-Winzer problematisch ist.

Dieses Jahr gab es schon ziemlich frühe Infektionen mit Falschem Mehltau im Wallis, wahrscheinlich wegen Taunässe. Diese wurden ziemlich lange nicht bemerkt und Ende Mai waren dann bereits viele Blätter mit dem Pilz befallen. Dementsprechend intensiv muss derzeit Pflanzenschutz geleistet werden. Und obwohl immer mehr Winzer auf biologischen Pflanzenschutz setzen, gibt es immer noch Sprühflüge mit hochgiftigen, chemisch-synthetischen Pestiziden. Einige dieser gefährlichen Wirkstoffe wurden dieses Jahr für die Luftapplikation verboten, doch noch mehr neue kamen dazu. Eine detaillierte Auflistungen zu den verschiedenen Fungiziden, die aktuell per Helikopter ausgebracht werden, kann man auf dem Blog «Heidi’s Mist» nachlesen.

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Sprühflug-Anbieter mit zweifelhaften Versprechungen

Air Glaciers, ein Anbieter von Helikopter-Sprühflügen im Wallis, preist die Praxis auf der Website als «umweltschonend» an. 80% der gespritzen Pestizide sind gemäss Air Glaciers «ökologische Pflanzenschutzmittel». Ob damit die Anzahl der verschiedenen Wirkstoffe oder die ausgebrachte Gesamtmenge gemeint ist, ist nicht klar. Diese Angabe ist auf jeden Fall kritisch zu betrachen, denn auch kleinste Mengen chemisch-synthetischer Fungizide sind oft um das Vielfache toxischer als zum Beispiel der biologische Wirkstoff Kupfer. Das heisst, die 20% nicht-biologischen Mittel können bereits einen riesigen Schaden anrichten.

Die Argumente, dass steile Lagen mit Helikoptern sehr kostengünstig gespritzt werden können, stimmt. Aber im Wallis sind die Parzellen oft nicht sehr grossflächig und präzise Ausbringung mit dem Helikopter ist beinahe unmöglich. Dazu kommen die problematischen Sicherheitsabstände von 30 bzw. 60 Metern zu Häusern, Gewässern, Strassen und Spielplätzen: Sie sind einerseits zu knapp, um Abdrift zu verhindern und werden zudem oft missachtet (siehe Video). Die einzig vertretbare Möglichkeit für Helikopter-Sprühflüge wäre deshalb, nur biologische Pflanzenschutzmittel wie Kupfer zu verwenden.

Drohne unter Umständen sogar schädlicher

Auch im Wallis werden immer öfters Drohnen für den Pflanzenschutz verwendet. Diese sind zwar genauer in der Anwendung, aber auch deutlich teurer, weil sie für dieselbe Fläche deutlich länger brauchen.

Und mit der Anwendung von Drohnen entstehen neue Probleme: Die Drohne gilt als Bodenapplikation, das heisst viele weitere giftige Pestizide sind erlaubt im Vergleich zur Luftapplikation des Helikopters. Zudem ist Abdrift auch bei der Drohne ein grosses Problem, denn die Mindestabstände zu benachbarten Bio-Parzellen, Gewässern, Hecken und Siedlungsgebieten sind noch einmal kleiner als beim Helikopter. Die Drohne müsste also stärker reguliert werden und als Luftapplikation eingestuft werden, damit die schädlichen Auswirkungen minimiert werden können.

Einzig wirklich ökologische Lösung sind PIWIs

Egal mit welchem Spritz- oder Fluggerät man die Pflanzenschutzmittel ausbringt: Am Ende ist entscheidend, welche Stoffe man verwendet. Zum Schutz des Trinkwassers, der Böden und der Biodiversität wäre es auf jeden Fall eine riesige Entlastung, wenn nur noch biologische Spritzmittel ausgebracht werden dürften.

Und in den steilen, anspruchsvollen Lagen im Wallis würde die Lösung für ökologischen und ökonomischen Weinbau auf der Hand liegen: Einmal mehr wären dort PIWI-Sorten die Lösung für die meisten Probleme. Sie brauchen nur einen Bruchteil der Pflanzenschutzmittel und sparen unzählige Arbeitsstunden. Der kriselnde Walliser Weinbau muss verstärkt auf robuste Traubensorten setzen, wenn er überleben will. Doch leider zeigen sich viele Winzerinnen und Winzer im Wallis immer noch skeptisch gegenüber neuen Sorten.

Sind PIWIs die Lösung für den Weinbau im Wallis? Schreibe deine Meinung in die Kommentare!

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