Schreibe einen Kommentar

PIWIs und Co.: Es braucht mehr Diversität bei den Rebsorten!

Blog-Beitrag von Olivier Geissbühler

In der Online-Ausgabe von «Finanz und Wirtschaft» schrieb der Weinakademiker Markus Fuchs eine Kolumne zum Thema «Wie der Klimawandel den Weinbau verändert». Er erwähnte darin die abnehmende Rebsorten-Vielfalt in den Weinbergen, und dass mittlerweile zwölf französische Rebsorten die Hälfte aller weltweit angebauten Trauben ausmachen. Umso beunruhigender scheint, dass Wissenschaftler den Winzern für die Zukunft genau das Gegenteil raten: Möglichst viele verschiedene Rebsorten zu pflanzen und sie den lokalen Gegebenheiten in den Weinbergen anzupassen. Nur so sind sie in klimatisch schwierigen Jahren vor Totalausfällen geschützt. Denn was im Weinberg bezüglich Biodiversität gilt, gilt auch im Bezug auf Rebsorten: Je höher die Vielfalt, desto resilienter das Ökosystem.

In vielen Weinbauregionen werden derzeit Sorten angepflanzt, die den dortigen Wetterbedinungen nicht angepasst sind und nur mit viel Pflanzenschutzmittel überleben. Die Entwicklung, dass Winzer weltweit immer häufiger dieselben Sorten anbauen, ist umso fragwürdiger, wenn man bedenkt, dass die Reben im Weinberg für die nächsten drei Jahrzehnte gepflanzt werden: Es bedingt, dass in 20-30 Jahren sowohl die Klimabedingungen wie auch die Präferenzen der Weinkonsumenten noch den heutigen Gegebenheiten entsprechen. Mit wachsendem politischen und gesellschaftlichen Druck bezüglich der Pestizid-Problematik stellt sich die Frage: Werden in 30 Jahren überhaupt noch Rebsorten angebaut, die ohne Pflanzenschutzmittel nicht überlebensfähig sind?

PIWIs mit regionaltypischem Charakter sind die Sorten der Zukunft

Was Markus Fuchs in der Kolumne nicht explizit erwähnt, ist das Potenzial von neugezüchteten Rebsorten. Die heutigen pilzwiderstandsfähigen Traubensorten (PIWIs) sind zwar nicht deutlich hitzeresistenter als europäische Traubensorten, aber sie können anderen Klimaextremen wie Frost oder Nässe deutlich besser trotzen. Das wird in Zukunft vor allem auch in nördlicheren Lagen sehr wertvoll sein. Und da sich der Weinbau in den nächsten Jahren gezwungenermassen in kühlere Regionen wie Dänemark oder Norwegen verschiebt, werden dort die neuen robusten Sorten eine Schlüsselrolle spielen.

Aber auch in warmen Weinbauregionen können PIWIs noch deutlich an Relevanz gewinnen: Ein gutes Beispiel ist die aktuelle Forschung bei Albet i Noya im Penedès. Dort kreuzen Josep Maria Albet i Noya und der Rebenzüchter Valentin Blattner robuste Rebsorten mit regionaltypischen Traubensorten wie Macabeo oder Parellada. Das Resultat sind Trauben, welche resistent gegen die Mehltaupilze sind und trotzdem geschmacklich an die autochthonen Sorten im Penedès erinnern.

Der Züchtungsprozess von der Kreuzung autochthoner Sorten mit resistenter Genetik dauert zwar mehrere Jahre. Das Ergebnis ist jedoch zukunftweisend, weil somit Sorten gezüchtet werden, die optimal an die lokalen Verhältnisse angepasst sind und sich gegen externe Einflüsse wehren können. Und es ist gut möglich, dass so in ein paar Jahren auch speziell hitzebeständige Sorten gezüchtet werden können, welche auch in den südlichsten Weinbauregionen weiterhin wachsen.

Was denkst du, welche Rebsorten in der Zukunft angebaut werden? Schreib es in die Kommentare!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert