Das Delinat-Forschungsweingut Château Duvivier bekommt den Klimawandel in den letzten Jahren immer heftiger zu spüren. In der südfranzösischen Provence ist es oft über mehrere Monate hinweg sehr trocken und es gibt kaum Niederschläge. Und wenn es dann regnet, fallen oft in kurzer Zeit enorme Mengen Wasser vom Himmel. Um diese Wetterextreme abzudämpfen, wurde in den Weinbergen ein ausgeklügeltes Konzept für Wasserretention (Wasserrückhaltung) realisiert.
Die theoretischen Ansätze dieser nachhaltigen und ökologischen Art der Wasserretention stammen aus der Permakultur. Der österreichische Permakultur-Experte Josef Holzer lieferte für das Projekt auf Château Duvivier die Inputs. Für die Realisierung war dann sein Sohn, Josef Andreas Holzer, gemeinsam mit dem Permakultur-Architekten Jens Kalkhof vor Ort, um den Bau zu begleiten.
Element aus der Permakultur: Das Keyline-System
Das Grundprinzip der Wasserretention besteht darin, möglichst das gesamte Wasser bei Niederschlägen zu sammeln und auf der Betriebsfläche versickern zu lassen. Da meist ein grosser Teil der Niederschläge sofort abfliesst und somit unbenutzt bleibt, wurde die Landschaft sanft umgestaltet. So können Wassermengen bei starken Niederschlägen abgebremst und umgeleitet werden. Das Ziel ist es, das Wasser so gut wie möglich im Weinberg zu speichern, damit es bei längeren Trockenperioden für die Reben verfügbar bleibt.
In den Weinbergen wurde das Keyline-System (Deutsch: Hauptliniensystem) aus der Permakultur umgesetzt. Das Konzept wurde ursprünglich im trockenen Australien entwickelt und hat später auch in den USA Anwendung gefunden. Das System beruht darauf, das Wasser entlang der Höhenlinien in Kanälen und Gräben zu sammeln. So kann es in Ruhe versickern und es wird Erosion sowie ein schnelles Abfliessen verhindert.
Gewinn für die Biodiversität und das Ökosystem
Im obersten Teil der Betriebsfläche wurde eine Wasserrinne so umgeleitet, dass bei starken Niederschlägen möglichst viel Wasser vom Hügel oberhalb direkt in die Weinberge fliesst. Das Wasser wird anschliessend in einem Teich direkt beim Weinberg gesammelt und bietet so einen langfristigen und natürlichen Wasserspeicher für die Reben.
Im untersten Bereich der Weinberge wurde eine vielfältige Teichlandschaft gebaut. Sie besteht aus sechs Teichen in unterschiedlicher Grösse, welche jeweils überlaufen und den Teich darunter füllen. Diese Retentionsteiche bilden den grössten Wasserspeicher und helfen, den Grundwasserspiegel anzuheben, was für die Pflanzen in trockenen Monaten enorm wichtig ist.
Bei den Teichen entstand schon kurze Zeit nach der Fertigstellung eine Biotop-Landschaft mit einer reichen Fauna und Flora. Auf den Terrassen neben den Teichen wurden Bäume und Gemüse angepflanzt. Unzählige Insekten und Vogelarten haben sich in dem vielfältigen Ökosystem angesiedelt und unterstützen so auch die Biodiversität in den Weinbergen.
Hast du Fragen oder Anmerkungen zum Bau der Wasserretentions-Landschaft? Schreibe sie in die Kommentare!
Transkript
Dürren, Starkregen und Überschwemmungen sorgen jedes Jahr bei vielen Winzern für Ernteverluste.
Deshalb braucht es auch im biologischen Weinbau neue Konzepte und Massnahmen,
um Böden vor Austrocknung und Erosion zu schützen.
Die Permakultur bietet für den Weinbau nachhaltige und ökologische Lösungen,
um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen.
Delinat hat deshalb auf dem Forschungsweingut Château Duvivier in der Provence
ein solches Konzept umgesetzt.
In diesem Video erfährst du, wie es geplant wurde und was es beim Bau zu beachten gab.
1. Schritt: Planung und Vorbereitung
Zu den bekanntesten Kennern und Pionieren der Permakultur gehört Sepp Holzer,
ein österreichischer Bauer, Buchautor und Berater für naturnahe Landwirtschaft.
Gemäss seinen Erkenntnissen sind auf Château Duvivier
verschiedene Permakultur-Massnahmen umgesetzt worden.
Für die Realisierung war dann sein Sohn, Josef Andreas Holzer, und der Permakultur-Architekt Jens Kalkhof verantwortlich.
Auf Château Duvivier ist es oft über mehrere Jahre hinweg sehr trocken und es gibt nur seltene Regenfälle.
Diese sind aber manchmal so heftig, dass innert Stunden mehrere Hundert Liter Regen vom Himmel fallen.
Mithilfe von Permakultur-Massnahmen können solche Wetterextreme abgefedert werden.
Doch was ist überhaupt Permakultur?
Die Permakultur beschreibt unter anderem Methoden, um in trockenen Gebieten den Boden möglichst fruchtbar zu erhalten.
Ein Grundprinzip ist dabei die Wasserrückhaltung.
In ausgeklügelter Weise wird Regenwasser auf der Parzelle zurückgehalten,
damit auch bei längeren Trockenperioden die Erde feucht bleibt.
In einem ersten Schritt ging es auf Château Duvivier darum, die Natur zu beobachten und von ihr zu lernen.
Die Umgebung, in der das Permakultursystem entstehen sollte, wurde kartiert und analysiert:
Bestimmte Dinge mussten berücksichtigt werden,
zum Beispiel wo Wasser fliesst oder wie der Boden aufgebaut ist.
Mit diesen wichtigen Erkenntnissen ging man 2017 an die Planung und begann mit der Umsetzung des Projekts.
Das Ziel dieser sogenannten Wasserretention ist es,
durch eine sanfte Umgestaltung der Landschaft das Wasser abzubremsen.
Bei intensiven Niederschlägen wird dank diesen Massnahmen Erosion verhindert
und möglichst viel Wasser auf dem Grundstück zurückgehalten.
So kann die Feuchtigkeit für die trockenen Monate gespeichert werden.
2. Schritt: Umsetzung des Keyline-Systems
Nach der Traubenernte sind im Herbst die Bagger im Weinberg aufgefahren und haben Sickerteiche und Gräben ausgehoben.
Diese sorgen dafür, dass bei starken Niederschlägen das Regenwasser nicht abfliesst,
sondern gesammelt wird und innerhalb des Weinbergs versickert.
Im oberen Bereich des Geländes wurde ein Wasserlauf so umgeleitet,
dass das Wasser nun in den neu geschaffenen Gräben und Teichen aufgefangen wird.
Nach und nach versickert es im Boden und versorgt die Reben auch in langen Trockenperioden mit genügend Wasser.
Ausserdem wurden bei den steilsten Lagen kleine Sickergruben direkt zwischen den Reben angelegt:
So wird Bodenerosion vermieden und die Reben haben auch bei Trockenheit mehr Wasser zur Verfügung.
In den Weinbergen von Château Duvivier wurde das Keyline-System umgesetzt.
Das Keyline-System, was auf Deutsch Hauptliniensystem heisst,
wurde in den 1950er-Jahren im trockenen Australien entwickelt und später in Amerika weiter ausgebaut.
In der Agrarökologie wurde das Keyline-System in den letzten Jahrzehnten ziemlich populär.
Das Konzept beruht darauf, das Wasser entlang der topografischen Höhenlinien zu sammeln
und direkt dort zu speichern, wo es benötigt wird.
Durch den Bau von einfachen Wällen, Gräben oder Furchen entlang der Höhenlinien,
kann man ein schnelles Abfliessen verhindern:
Über solchen Gräben lassen sich zudem bei starken Niederschlägen auch die Teiche und Rückhaltebecken auffüllen,
die beim Konzept der Permakultur als langfristige, dezentrale Regenwasserspeicher
und vielfältig bepflanzte Biotope eingeplant wurden.
3. Schritt: Bau einer terrassierten Teichlandschaft
Im unteren Bereich des Weinbergs wurden sechs Teiche in unterschiedlicher Grösse gegraben und auf Terrassen angelegt.
Die Teichböden wurden nicht mit Folien oder Beton versiegelt,
sondern durch präzise Aufschichtung von Feinerde und Lehm abgedichtet.
Bei den Dämmen wurde die Erde mit einer Schaffuss-Walze verdichtet,
damit sie wasserundurchlässig werden.
Dabei wurde die Erde in 20-Zentimeter-Schichten aufgeschüttet und immer wieder von neuem gewalzt.
Je stärker die Erde zusammengedrückt wird, desto dichter werden die Dämme.
Es wurde ausschliesslich Erde vom Gelände verwendet.
Einer der Grundsätze der Permakultur ist der schonende Umgang mit Ressourcen.
Für die Umsetzung dieses Wasserretention-Konzepts im Sinne der Permakultur wurde kaum Material zugekauft oder zugeführt.
Verwendet wurde, was vor Ort vorhanden ist: fruchtbarer Boden, Lehm, Schotter, Steine und Wasser.
Den Lehm hob der Bagger aus, an passender Stelle wurde er für die Sickerteiche wieder eingesetzt.
Der Schotter wurde ebenfalls vor Ort gewonnen:
Mit Hilfe einer speziellen Baggerschaufel wird die Erde gesiebt
und der so gewonnene grobe Schotter direkt nebenan in die Sickergräben eingefüllt.
In der Biotop-Landschaft siedelte sich schon wenige Monate nach der Fertigstellung eine reiche Fauna und Flora an.
Die Terrassen bieten Platz für Gemüse, Obstbäume und eine Hühnerweide,
welche mit dem gesammelten Regenwasser bewässert werden können.
Nach Abschluss der Erdarbeiten wurden Mischkulturen angepflanzt und eingesät.
Sie verwandelten die Teichlandschaft schon bald in ein blühendes und lebendiges Naturparadies.
Solche Lebensräume und Rückzugsorte sind ein grosser Gewinn für die Biodiversität
und stärken das gesamte Ökosystem.
Unzählige Vogelarten und Insekten sind bei den Retentionsteichen anzutreffen.
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