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Neue Technologien im Weinbau: Chance für mehr Ökologie?

Mit dem technologischen Fortschritt ändert sich auch die Arbeit von Winzerinnen und Winzern. Doch können neue Technologien auch helfen, den Weinbau ökologischer zu gestalten? In diesem Artikel werden technische Entwicklungen beleuchtet, welche den Weinbau künftig in verschiedenster Weise verändern könnten.

1. Drohnen im Weinbau

  • Präzisionsüberwachung: Drohnen haben das Potenzial, per Kamera und Sensoren den Zustand der Weinberge überwachen, Krankheiten oder Schädlingsbefall frühzeitig erkennen oder auch Dinge wie die Reife der Trauben erfassen.
  • Schädlingsbekämpfung: Drohnen können zum gezielten Einsatz von biologischen Schädlingsbekämpfungsmitteln beitragen. Mit Drohnen ist auch in schwierigen Lagen oder bei nassem Boden eine Applikation möglich. Damit verbunden ist eine CO2-Einsparung und eine geringere Bodenverdichtung, weil Traktorfahrten durch elektrische Drohnenapplikationen ersetzt werden.

Mehr Informationen zu Vor- und Nachteilen beim Drohneneinsatz im Weinbau findest du in diesem Artikel.

2. Vitivoltaik (Agri-Photovoltaik)

  • Doppelter Nutzen von Flächen: Vitivoltaik vereint Weinbau und Photovoltaik auf demselben Feld, wodurch die Sonnenenergie sowohl für den Anbau als auch zur Stromerzeugung genutzt wird. Auf derselben Fläche können so theoretisch zwei Outputs generiert werden, Trauben und Strom.
  • Schatten für bessere Traubenqualität: In heissen Klimazonen können die meist halbtransparenten Solarmodule den Reben Schatten bieten und extreme Sonneneinstrahlung reduzieren, wodurch sich der Wasserbedarf verringern lässt und die Trauben vor Überhitzung und Sonnenbrand geschützt sind. Versuche haben gezeigt, dass die Traubenqualität dadurch verbessert wird.
  • Strom für den Betrieb: Der erzeugte Strom kann vor Ort genutzt werden, um Bewässerungssysteme, Roboter und Drohnen zu betreiben oder in das lokale Netz eingespeist zu werden. Auch Heizsysteme gegen Spätfrost werden bereits getestet.
  • Umsetzung schwierig: Die Investitionskosten dafür sind hoch und nicht für eine flächendeckende Anwendung realisierbar. Deshalb kommen eher kleine Flächen für Vitivoltaltaik infrage, wo das Landschaftsbild durch die Solarpanels nicht zu stark gestört wird.

3. Künstliche Intelligenz (KI) und Datenanalyse

  • KI-gesteuerte Anbauplanung: KI kann Wetterdaten, Bodenbedingungen und Pflanzenwachstum analysieren und Empfehlungen für den optimalen Einsatz von Wasser, Nährstoffen und Behandlungen geben.
  • Ertragsprognose: Maschinelles Lernen könnte dabei helfen, den Ernteertrag genau zu prognostizieren und auch allfällige Wetterextreme einzuplanen.

4. Automatisierung und Elektrifizierung

  • Automatisierte Maschinen und Bewässerung: Roboter, die im Weinberg autonom arbeiten, können künftig menschliche Arbeiterinnen und Arbeiter entlasten, idealerweise auch in steilen oder schwierigen Lagen. Smarte Bewässerungs- und Pflanzenbehandlungssysteme könnten gezielt eingesetzt werden um die Umwelt zu schonen und zugleich den Ertrag zu optimieren.
  • Elektrifizierung der Landwirtschaftsmaschinen: Mit Strom betriebene Traktoren und andere Maschinen können helfen, den CO2-Abdruck bei der Traubenproduktion zu senken. Insbesondere wenn mittels Photovoltaik die benötigte Energie direkt auf dem Hof produziert werden kann, wie das zum Beispiel die Delinat-Richtlinien vorschreiben.

5. Mehr Resilienz dank neuen Sorten und mikrobiologischer Unterstützung

  • Klimaanpassung durch neue Rebsorten: Durch gezielte Züchtung können Rebsorten widerstandsfähiger gegen Hitze, Trockenheit, Schädlinge und Krankheiten gemacht werden. Am vielversprechendsten ist dabei nach heutigem Wissensstand die klassische Züchtung. Neue Gentechnik wie die CRISPR-Cas-Methode ist teuer und birgt mehr Risiken als Chancen im Bezug auf wirklich robuste Sorten.
  • Mikrobiologische Optimierung: Natürliche Hilfsmittel wie Mykorrhiza-Pilze und Mikroben zur Bodenverbesserung oder zum Schutz vor Schädlingen könnten vermehrt eingesetzt werden, um den Boden langfristig und auf natürliche Weise fruchtbar zu halten.

Mehr zum Potenzial von Mykorrhiza-Pilzen im Weinbau erfährst du in diesem Artikel.

6. Augmented Reality (AR) und Blockchain im Weinbau

  • Erweiterte Realität (AR) und Schulungstechnologien: Winzerinnen und Winzer könnten Schulungen und Anleitungen zur Pflege der Reben und zur Ernte per Augmented Reality (AR) erhalten. Damit könnte die Schulung effizienter werden und vielleicht auch die Qualität der Arbeit erhöht werden.
  • Mehr Transparenz dank Blockchain: Speziell für Bio- und nachhaltige Weine könnte Blockchain künftig eine grössere Rolle spielen. Mit der Technologie könnten zum Beispiel Konsumentinnen und Konsumenten lückenlos über Anbauweise, Herkunft und CO₂-Fussabdruck eines Weines informiert werden.

Fazit: Ökologischere und ökonomischere Produktion dank technologischen Innovationen ist möglich

Viele neue Technologien können im Endeffekt helfen, den Weinbau klimafreundlicher und kosteneffizienter zu gestalten und gleichzeitig eine höhere Weinqualität gewährleisten. Doch es ist wie mit vielen Innovationen: Sie haben allesamt Vor- und Nachteile und können sinnvoll oder weniger sinnvoll eingesetzt werden. Im Zentrum sollte immer die Frage stehen, ob damit ein ressourcenschonender, ökologischer und enkeltauglicher Weinbau gefördert wird. Eine kurzfristige Kostenersparnis, die Nachteile wie Qualitätsverlust beim Wein oder Umweltschäden mit sich bringt, wäre wenig nachhaltig.

Und schlussendlich ist Wein ein landwirtschaftliches Produkt, bei dem Emotionen eine wichtige Rolle spielen. Traditionelles Handwerk von echten Menschen wird deshalb wohl immer eine zentrale Rolle spielen. Speziell im Premium-Segment von Wein ist denkbar, dass in Zukunft bewusst auf technische Hilfsmittel verzichtet wird. Beispielsweise beim Thema Handlese wird das bereits heute für gewisse Qualitätsanforderungen vorgeschrieben. Gegenüber technologischen Innovationen im Weinbau sollte man trotzdem offen sein. Gleichzeitig lohnt es sich genau abzuwägen, ob die Vorteile überwiegen und die neuen Technologien längerfristig wirklich zu einer nachhaltigeren Bewirtschaftung der Weinberge führen.

Welche technologischen Fortschritte könnten den Weinbau positiv verändern? Schreibe deine Meinung in die Kommentare!

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