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PIWI-Sorten werden auch im Süden immer wichtiger

Der Klimawandel hat weltweit tiefgreifende Auswirkungen auf die Landwirtschaft, und auch im Süden stehen Winzerinnen und Winzer vor immer grösseren Herausforderungen. Josep Maria Albet i Noya, ein erfahrener Delinat-Biowinzer, erklärt in diesem Video, warum PIWI-Sorten auch in diesen Regionen an Bedeutung gewinnen und welche Rolle der Klimawandel bei der Verstärkung von Rebkrankheiten spielt.

Blogbeitrag von Olivier Geissbühler

Klimawandel und Krankheitsdruck: Eine zunehmende Bedrohung

Die Erderwärmung und die damit einhergehenden klimatischen Veränderungen wirken sich direkt auf die Weinberge aus. Höhere Temperaturen und veränderte Niederschlagsmuster schaffen zum Teil ideale Bedingungen für das Auftreten und die Ausbreitung von Pilzkrankheiten wie dem Falschen Mehltau (Plasmopara viticola). Diese Krankheit stellt eine ernsthafte Bedrohung für traditionelle Rebsorten dar, insbesondere für empfindliche Sorten wie Macabeo, die zum Beispiel in der katalanischen Region Penedès weit verbreitet ist.

Der Delinat-Winzer Josep Maria Albet i Noya berichtet, dass in manchen Weinbergen trotz mehrerer Behandlungen 80 bis 90 Prozent der Macabeo-Ernte verloren gingen. Dieser Verlust ist nicht nur auf die Krankheit selbst zurückzuführen, sondern auch auf die spezifischen Wetterbedingungen, die durch den Klimawandel verstärkt werden.

Stickstoff als zweischneidiges Schwert

Eine Kombination aus Regen nach der Blüte und einem hohen Stickstoffgehalt im Boden schaffte laut Josep Maria ein ideales Umfeld für Pilze, die diesen Stickstoff ebenfalls nutzen, um sich schnell ausbreiten zu können. Während Stickstoff für das Wachstum der Reben essentiell ist, kann ein Überschuss dieses Nährstoffs das Risiko von Krankheiten wie Mehltau, Fäulnis und anderen Pilzerkrankungen ebenfalls erhöhen.

In den letzten Jahren hat sich Stickstoff im Boden aufgrund von Dürreperioden und unregelmässigen Niederschlägen angesammelt, was das Krankheitsrisiko zusätzlich verschärfte. Besonders jüngere Rebstöcke mit oberflächlichen Wurzeln sind anfällig, da sie den Stickstoff intensiver aufnehmen als ältere Rebstöcke mit tieferem Wurzelsystem.

Der Einfluss des Ozonwerts auf Rebkrankheiten

Neben dem Stickstoffgehalt spielt wahrscheinlich auch der steigende Ozonwert eine Rolle bei der Zunahme von Rebkrankheiten. Eine Krankheit, die in der Region als „Penedès-Flecken“ bekannt ist, wissenschaftlich als Septoria ampelina bezeichnet, tritt in Jahren mit hohen Ozonwerten besonders stark auf, erzählt Josep Maria. Diese Krankheit war zwar immer in der Region präsent, aber die aktuellen klimatischen Bedingungen begünstigen eine aggressivere Ausbreitung. Die Forschung zu diesem Zusammenhang steht noch am Anfang, doch es wird vermutet, dass der Klimawandel die Intensität solcher Krankheiten weiter verstärken könnte.

Die Lösung: Resistente Rebsorten

Angesichts dieser Herausforderungen suchen innovative Winzer wie Josep Maria Albet i Noya nach Lösungen, um ihre Weinberge zu schützen. Eine vielversprechende Strategie ist der Anbau resistenter Rebsorten. Im nahegelegenen Weinberg, in dem Josep Maria resistente Sorten anbaut, konnte er trotz des Krankheitsdrucks durch Falschen Mehltau die Trauben ohne jegliche Behandlungen vollständig gesund ernten. Dies verdeutlicht das enorme Potenzial resistenter Rebsorten, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen.

Mehr zum innovativen Züchtungsprojekt von Valentin Blattner und Josep Maria Albet i Noya erfährst du in diesem Video.

Aktuell hat Josep Maria gemeinsam mit dem Schweizer Rebenzüchter Valentin Blattner bereits über 7600 verschiedene resistente Rebsorten gezüchtet, und die Auswahl an Sorten, die besonders gut an die neuen klimatischen Bedingungen angepasst sind, wird ständig verfeinert. Am Schluss bleiben nur die Besten der Besten übrig. Josep Maria betont, dass nicht unbedingt eine riesige Vielfalt an Sorten benötigt wird. Zehn sehr gute, resistente Sorten, die an die spezifischen Bedingungen einer Region angepasst sind, könnten ausreichen, um langfristig stabile und qualitativ hochwertige Ernten zu gewährleisten.

Anpassung an neue Bedingungen

Der Klimawandel bringt neue Herausforderungen mit sich, die eine Anpassung der traditionellen Weinbaupraktiken erfordern. Neue Krankheiten, wie die durch Ozon verstärkte Septoria ampelina, und veränderte Umweltbedingungen erfordern innovative Ansätze. Resistente Rebsorten bieten eine vielversprechende Lösung, um den Weinbau auch in südlichen Regionen zukunftssicher zu gestalten. Durch die Auswahl von Sorten, die besser mit Trockenheit, erhöhten Ozonwerten und einem Stickstoffüberschuss umgehen können, wird es möglich, auch in schwierigen Jahren qualitativ hochwertige Weine zu produzieren.

Fazit

Die Weinberge in südlichen Regionen wie dem Penedès stehen durch den Klimawandel vor enormen Herausforderungen. Pilzkrankheiten wie der Falsche Mehltau haben durch veränderte klimatische Bedingungen und Nährstoffverhältnisse an Aggressivität zugenommen.

Resistente Rebsorten bieten jedoch eine vielversprechende Lösung, um den Weinbau auch unter diesen schwierigen Bedingungen zu sichern. Winzer wie Josep Maria Albet i Noya zeigen, dass der Weg in die Zukunft des Weinbaus in der Züchtung und dem Anbau dieser widerstandsfähigen Sorten liegt – ein entscheidender Schritt, um den Weinbau auch in Zeiten des Klimawandels nachhaltig zu gestalten.

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