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Pestizide in der Luft: Neue Studie gibt zu denken

Blogbeitrag von Olivier Geissbühler

Eine neue Studie des Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Instituts (Swiss TPH) aus dem Kanton Wallis zeigt: Kinder, die in der Nähe von Obst- oder Weinbergen leben, sind deutlich mehr Pestiziden ausgesetzt. Im Schnitt wurden bei jedem Kind 14 verschiedene Pestizide im Körper gefunden – vor allem während der Sprühsaison. Einige dieser Pestizide in der Luft sind seit Jahren verboten. Dazu kommt: Im Wallis ist das Versprühen per Helikopter weiterhin erlaubt, was oft auch eine grössere Abdrift bedeutet.

Zwar gab es keine klaren Beweise für akute Atemwegserkrankungen, doch bei zwei Stoffen zeigte sich eine leicht verschlechterte Lungenfunktion. Besonders problematisch ist, dass die Pestizide auch weit vom Sprühort entfernt in der Luft gefunden wurden – zum Beispiel in Wohngebieten. Die Forschenden warnen: Vor allem Kinder, Kranke und ältere Menschen sind gefährdet, und die Langzeitwirkungen dieser Pestizidmischungen sind noch nicht ausreichend erforscht. Denn was in der Luft ist, landet früher oder später auch in unseren Körpern. Gefährlich ist dies insbesondere auch für die Landwirtinnen und Landwirte selber.

Gefährliche Pestizide bleiben oft noch jahrelang auf dem Markt

Dass diese problematischen Pflanzenschutzmittel trotz Risiken oft noch jahrelang weiter vermarktet werden, zeigt ein aktueller Bericht aus Deutschland: In der EU dürfen viele Pestizide weiterhin verkauft werden, obwohl ihre Umwelt- und Gesundheitsrisiken seit Jahren nicht mehr geprüft wurden.

Der Grund ist eine Schlupfloch-Regel namens „technische Verlängerung“: Eigentlich sollten Pestizide alle zehn Jahre neu bewertet werden. Doch weil Behörden oft zu langsam sind, wird die Zulassung automatisch verlängert – ohne neue Prüfung. Dadurch bleiben selbst hochgefährliche Stoffe wie Flufenacet (ein PFAS-Herbizid) oder Chlortoluron (möglicherweise krebserregend) im Einsatz. Allein in Deutschland wurden seit 2016 Tausende Tonnen dieser Stoffe versprüht. Umweltverbände kritisieren diese Praxis scharf und sprechen von einem Missbrauch des Systems, der Menschen, Tiere und die Umwelt gefährdet. Auch in der Schweiz ist die Pestizidabhängigkeit immer noch gravierend.

Verbot aller TFA-bildenden Pestizide gefordert

In Deutschland sind immer noch 29 Pestizide zugelassen, die beim Abbau die gefährliche Trifluoressigsäure (TFA) bilden. Diese Säure gilt laut Behörden als fortpflanzungsgefährdend und kann ungeborene Kinder schädigen. TFA ist extrem langlebig, kaum aus Trinkwasser zu entfernen und wird zunehmend in Flüssen, Seen, Leitungswasser und sogar in Brot, Nudeln und Wein gefunden.

Neben Pestiziden tragen auch Produkte wie Pappbecher, Autoklimaanlagen und Pfannen zur Belastung bei. Die Grünen in Deutschland fordern nun ein Verbot aller TFA-bildenden Pestizide. Das Umweltbundesamt warnt, dass der Eintrag in die Umwelt schnell gestoppt werden muss, da TFA sich ständig weiter anreichert und kaum abbaubar ist. Pestizide, die TFA bilden, sollten verboten werden. Sie gefährden nicht nur unsere Gesundheit und die zukünftiger Generationen, sondern verschmutzen dauerhaft unser Trinkwasser und unsere Lebensmittel – und das oft völlig unbemerkt. Biologische Pflanzenschutzmittel wären auf jeden Fall schon ein erster Schritt in die richtige Richtung.

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