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Innovative Forschung im Weinbau: Das Projekt VRIAC

Vor über 10 Jahren setzten sich der Rebenzüchter Valentin Blattner und der Delinat-Winzer Josep Maria Albet i Noya ein ehrgeiziges Ziel: Sie beschlossen, neue PIWI-Sorten speziell für Spanien zu züchten. Dazu wurde das Projekt VRIAC ins Leben gerufen: «Varietats Resistents i Autòctones Adaptades al Canvi Climàtic», also «Resistente und autochthone Rebsorten, die dem Klimawandel angepasst sind».

Blogbeitrag von Olivier Geissbühler

Im Rahmen des VRIAC-Projektes arbeiten Valentin Blattner und Josep Maria Albet i Noya seit längerem mit dem katalanischen Forschungszentrum VITEC zusammen. In diesem Video erklärt Sergi de Lamo, Direktor von VITEC, wie aus einer einzigen Rebe eine Mikrovinifikation – also eine sehr kleine Menge Wein – hergestellt wird. So entstehen aus knapp 700 verschiedenen Rebsorten 700 verschiedene Weine, welche später alle auf ihren Geschmack getestet werden.

Mikrovinifikation als Schlüsseltechnologie

Eine der Aufgaben von VITEC im Rahmen des Projekts VRIAC ist die Mikrovinifikation. Dieser Prozess ermöglicht es, die önologische Qualität neuer Rebsorten schon bei sehr geringen Traubenmengen zu bewerten: „Schon ab einem Kilo Trauben können wir eine Vinifikation durchführen, die Weine wie aus einer Weinkellerei ergibt“, erklärt Sergi de Lamo. Durch diese Methode wird es möglich, hunderte von verschiedenen Rebsorten zu vinifizieren und deren Potenzial zu bewerten.

Im Jahr 2024 hat VITEC fast 700 Rebsorten mikrovinifiziert – eine Menge, die ungefähr dreimal höher ist als in den vergangenen Jahren. Dies verdeutlicht den immensen Aufwand, der in der Forschung dieser neuen Rebsorten steckt. „Jede Massnahme, die wir ergreifen, um die Menge an Fungiziden zu reduzieren, ist für uns eine Pflicht“, betont Sergi de Lamo. Damit leistet VITEC gemeinsam mit Valentin Blattner und Josep Maria Albet i Noya einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit und zur Anpassung des Weinbaus an den Klimawandel.

Herausforderungen der Mikrovinifikation

Die Vinifikation kleiner Mengen bringt jedoch auch einige Herausforderungen mit sich. Wenn nur wenige Trauben vinifiziert werden, besteht die Gefahr von Oxidation und anderen önologischen Abweichungen. Um diese zu minimieren, arbeitet das Team von VITEC unter streng kontrollierten Bedingungen. „Wir müssen sehr sorgfältig arbeiten, in einer sauberen Atmosphäre, um den Kontakt mit Sauerstoff zu vermeiden“, erklärt de Lamo.

Ein weiteres Problem ist die Reife der Trauben. Bei Tausenden von Sorten auf einem Feld kann es vorkommen, dass einige Rebsorten zu spät geerntet werden und so ihr optimales Reifestadium überschritten haben. Dabei ist es beeindruckend, dass ein hoher Prozentsatz der mikrovinifizierten Weine eine sehr interessante Qualität aufweist.

Wichtiger Beitrag zur Nachhaltigkeit

Neben der mikrovinifizierten Qualität der Weine konzentriert sich das VRIAC-Projekt auf die Entwicklung neuer Rebsorten, die resistent gegen Krankheiten und Schädlinge sind. Dies soll den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduzieren, was nicht nur aus ökologischer Sicht von Bedeutung ist, sondern auch den Anforderungen der europäischen Gesetzgebung und den Wünschen der Verbraucher entspricht. „Der Verbraucher wird künftig nach einem Wein fragen, der ohne oder mit sehr wenigen Fungiziden hergestellt wird“, erklärt de Lamo. Krankheitsresistente Sorten werden deshalb in Zukunft immer wichtiger.

Dieses Forschungsfeld ist eines von drei wichtigen Schwerpunkten, die VITEC verfolgt. Weitere Projekte betreffen die Entwicklung von Weinen mit geringem Alkoholgehalt und die Verwertung von altem Pflanzenmaterial zur massalen Selektion.

Druck auf die spanische Gesetzgebung

Eine Herausforderung für die Innovation im spanischen Weinbau ist die bürokratische Hürde bei der Zulassung neuer Rebsorten. Während Länder wie Frankreich und Deutschland flexiblere und schnellere Genehmigungsverfahren haben, dauert es in Spanien Jahre, bis eine neue Sorte legalisiert wird.

Sergi de Lamo hofft, dass sich dies bald ändert, um mit anderen europäischen Ländern gleichzuziehen, damit Spanien wettbewerbsfähig bleibt. Das Projekt VRIAC leistet diesbezüglich einen wichtigen Beitrag, um den Weinbau in eine nachhaltige und zukunftssichere Richtung zu lenken.

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