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Helikopter-Sprühflüge: Es müssen Alternativen her

Vielerorts in Europa bereits verboten, im Wallis immer noch erlaubt: Mit Helikoptern werden Jahr für Jahr tausende Liter chemische Pestizide über die Weinreben versprüht. Das Problem ist, dass von den giftigen Pflanzenschutzmitteln nur ein kleiner Teil auf die Rebe gelangt, der grösste Teil wird vom Wind verweht, gelangt auf Hecken, Bäume, Boden, Häuser und in Gewässer.

Experten für ökologische Landwirtschaft warnen seit Jahren vor den schädlichen Auswirkungen auf Menschen, Tiere und die Umwelt. In der Reportage erklären Michael Eyer (Biologe bei Vision Landwirtschaft), Eva Wyss (Landwirtschaftsexpertin bei WWF Schweiz), Alexandra Gavilano (Umweltwissenschaftlerin bei Greenpeace Schweiz) und der biodynamische Winzer Reto Müller, welche Probleme Helikopter-Sprühflüge mit sich bringen und wie der Weinbau in der Schweiz ökologischer werden könnte: Neue, robuste Rebsorten (PIWIs) haben das Potenzial, solche Sprühflüge überflüssig zu machen.

Transkript
Die Helikopter-Sprühflüge müssen spezifische Abstände einhalten, je nach Pflanzenschutzmittel-Produkt ist das 30 bis 60 Meter zu Wohnfläche, oder auch zu Gewässern. Und dann gibt es auch andere schützenswerte Strukturen, wie zum Beispiel Waldränder, Hecken, oder auch Gehölz-Strukturen. Und dort gilt ein 20-Meter-Abstand, der von den Sprühflügen eingehalten werden sollte. Im Rahmen des Pflanzenschutzmittel-Reduktionsplanes hat Vision Landwirtschaft im Jahr 2013 eine tiefgründige Analyse durchgeführt im Bereich Helikopter-Sprühflüge im Walliser Rebbau. In diesem Bericht im vom Jahr 2013 hat Vision Landwirtschaft aufgezeigt, dass diese Mindestabstände ab und zu nicht eingehalten werden. Eine Gefahr ist, dass, wenn auch Flächen wie Strassen mitbesprüht werden, die Pflanzenschutzmittel bei Regen auch in das Grundwasser oder in Oberflächen-Gewässer gelangen können. Da gibt es auch eine spezifische Studie der Eawag, die untersucht hat, wie viel Pflanzenschutzmittel-Rückstände man in einem kleinen Bach findet, und hat dort einen Pestizid-Cocktail von 64 Substanzen nachweisen können. Diese Substanzen, die man teilweise appliziert, sind nicht ganz unproblematisch. So hat man auch bei den Fungiziden diverse Substanzen, die krebserregend sein können oder auch die Wasser-Organismen nachhaltig und stark schädigen können. Pestizide, das weiss man, die haben einen ganz negativen Einfluss, insbesondere auf die Biodiversität, aber auch auf die Gesundheit des Menschen, wir sind ja auch Teil dieser Biodiversität. Und bezüglich Biodiversität sprechen wir von Gewässer-Organismen, von Vögeln, die Insekten fressen, welche verunreinigt sind durch diese Pestizide. Die Insekten selber - das Insektensterben ist ja ein grosses Thema im Moment. Helikopterflüge und Sprüh-Applikationen sind einfach eine ganz ineffiziente Art und Weise, Pestizide anzubringen, weil ein grosser Teil von diesen Produkten und Wirkstoffen kommen gar nicht dort an, wo man es gerne möchte, man sagt dem "Abdrift", die verfliegen irgendwo via Luft in die nächsten Gewässer oder in den Wald, in die Hecken, usw., in den Boden ebenfalls. Und deshalb ist das eine Methodik, die aus früheren Zeiten stammt und man nicht mehr so umsetzen sollte. Bei der Luftverfrachtung von Pestiziden haben wir auf vier Flächen - Bio-Flächen - an verschiedenen Standorten in der Schweiz sogenannte Luftbehälter-Sammler von Pestizid-Rückständen aufgestellt, wo wir über sechs Monate lang immer wieder getestet und analysiert haben, welche Pestizid-Rückstände man findet. Und es war schockierend zu merken, dass wir auf all diesen Bio-Flächen in diesen Luft-Auffang-Behältern Pestizid-Rückstände gefunden haben. Was spannend war, ist, dass unsere Studie noch mehrere Monate vor dem neuen Studien-Start publiziert wurde, wo dann auch das Bundesamt für Umwelt eine punktuelle, experimentelle Studie gemacht hat, um zu schauen wie weit gewisse Wirkstoffe tatsächlich auch verbreitet werden. Diese Studie ist sehr lange unter Dach und Fach geblieben, also auch klar bis nach dem 13. Juni 2021, was sehr auffällig war. In diesem Sinn sehen wir schon, es hat einen gewissen Diskurs angeregt, man hat ein bisschen Angst gehabt vor der Sensibilisierung - was bedeutet das, wenn in der Bevölkerung bekannt wird, dass die Luftverfrachtung tatsächlich ein Thema ist. Leider sehen wir, dass der Wille zum Agieren und zum uns Schützen vor diesen Pestiziden in der Luft, weiterhin mangelnd ist. Jeder Winzer muss selber kontrollieren, wie gespritzt wird, ob die Distanzen eingehalten werden oder die Drohne auf meiner Parzelle wendet. Ich hoffe, dass mit dem Helikopter nur noch biologisch gespritzt wird, eventuell auch mit der Drohne. Ich denke, die Drohne sollte den Direktiven der Helikopter-Spritzung unterstellt sein, dass man diese Distanzen einhalten muss. Ich denke, wir sind am Anfang eines Paradigmenwechsels - das heisst, die Norm sollte Bio sein und alle anderen konventionellen müssen aufpassen, dass sie keinen Abdrift auf Bio-Flächen verursachen. Im Moment muss Bio noch aufpassen, dass sie keinen Abdrift abkriegen. Und das muss man jetzt wirklich überarbeiten und das korrigieren. Die Analyse-Ergebnisse des Berichts, welcher Vision Landwirtschaft im Jahr 2013 erstellt hat, hat die Grundlage geliefert, um den Dialog mit kantonalen und Bundesbehörden zu suchen. Es hat dann auch ein intensiver Austausch stattgefunden, vonseiten des Kantons Wallis, mit Behörden-Vertreterinnen, mit Leuten von Vision Landwirtschaft und auch mit landwirtschaftlichen Organisationen. Es wurde auch eine grosse Arbeit gemacht in den letzten zwei Jahren von Bio Valais, die haben mit den Bio-Winzern korrespondiert und haben gesagt, wenn ihr Sachen seht, die nicht passen, wo die Limiten nicht eingehalten werden, dann meldet es. Und dann gab es eine Kommunikation, es gab Meetings zwischen den Verantwortlichen, die spritzen, dem Kanton und Bio Valais. Es ist schon ein Sensibiliserungsprozess da im Moment, der sehr wichtig ist - das hat bis vor zwei Jahren nicht existiert. Das Wichtigste ist, dass man miteinander kommuniziert und sagt: "Das geht nicht und da müssen wir was machen". Das ist schon auch auf einem guten Weg im Moment, denke ich. Es fehlt noch an vielen Orten und Stellen. Einerseits braucht es noch mehr Transparenz und noch mehr Unabhängigkeit von den Stellen, welche die Wirkstoffe und deren Folgen untersuchen, beziehungsweise auch von den damit verbundenen Interessengruppen. vor allem auch von den Produzenten von solchen Pflanzenschutzmitteln. Aber eben auch die Unabhängigkeit von Agroscope, Andererseits braucht es auch eine Kostenabwälzung von diesen intensiven Studien auf diejenigen, welche ein Interesse haben, solche neue Wirkstoffe zuzulassen. Und da braucht es ganz klar einen anderen Ansatz, wir dürfen uns nicht nur auf die Analysen im Labor verlassen, sondern schauen, was ist in der Realität in den Gewässern vorzufinden, was sind das für Stoffe, welche zusammenwirken, und da wurde mir auch schon von Vertretern des Bauernverbandes mitgeteilt worden, doch, mit Cocktail-Mischungen haben wir ein Problem und das heisst, dass wir diese Produzenten, sei es von Pharmazeutika oder von Pflanzenschutzmitteln, wirklich zur Rechenschaft ziehen müssen und es ermöglichen, dass wir tatsächlich nur solche Wirkstoffe zulassen, bei denen wir zu 100 Prozent wissen, dass sie keinen Einfluss haben auf unsere Gesundheit, auf die Gesundheit der Umwelt, oder von anderen Lebewesen. Und in diesem Sinne nicht einfach eine Gewinnmaximierung ermöglichen, die es erlaubt, diese intensive Landwirtschaft, wie wir sie heute kennen, weiterzuführen. Deshalb stellt sich die Frage, was wollen wir wie konsumieren und wie resilient ist das längerfristig, das heisst mit mehr Extremwetter-Ereignissen, mit mehr Instabilität... Ein ganz guter Weg sind PIWI-Sorten, das sind Sorten, welche widerstandsfähig sind gegen Pilze, das heisst, diese Fungizide, welchen gegen den Pilz wirken, muss man dann nicht mehr einsetzen, das ist wichtig. Aber in diesem Zusammenhang geht es auch um den Konsum. Die Leute, welche Wein trinken, können vermehrt biologischen Wein trinken, vermehrt Wein trinken, der aus diesen PIWI-Sorten hergestellt wurde. Das ist für mich eigentlich die einzige Zukunft: Denn niemand geht gerne spritzen. Gerade im letzten Jahr, das war enorm. Und aus diesem Grund: Unbedingt die PIWI-Forschung unterstützen. Und es gibt sehr viele Leute in Frankreich, Deutschland und in der Schweiz, die daran arbeiten, dass wir diesbezüglich relativ schnell sehr interessante Lösungen haben werden.

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    1. Gift ist der falsche Ausdruck. Gift ist gegen tierische Schädlinge und das ist seit Jahrzehnten in Europa verboten. Die per Helikopter eingesetzten Mittel sind gegen pilzliche Krankheiten und heißen: Fungizide. Die auch für Erdbeeren wenige Stunden vor der Ernte benutzt werden. Also: Ball flach halten bitte.

      1. Lieber Heinrich
        Unter Gift verstehen wir ganz generell einen Stoff, der Lebewesen wie Menschen oder Tieren durch Eindringen in den Organismus ab einer geringen Dosis einen Schaden zufügen kann. Dazu gehören leider auch Fungizide, wie zum Beispiel das Fungizid Leimay, das in der Schweiz immer noch zugelassen ist und vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) als «Kann vermutlich Krebs erzeugen und «Sehr giftig für Wasserorganismen mit langfristiger Wirkung» eingestuft wurde. Mehr Informationen dazu: https://www.psm.admin.ch/de/produkte/6935

        Liebe Grüsse
        Olivier

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