2 Kommentare

Schwarzfäule-Selektion in der PIWI-Züchtung

Bisher wurde bei der Züchtung von pilzwiderstandsfähigen (kurz PIWI) Sorten der Fokus auf die Resistenz gegen die Mehltaupilze gelegt und nicht auf die Schwarzfäule (englisch: «Black Rot»). Der Echte und der Falsche Mehltau gelten als die grössten Gefahren für grössere Ertragseinbussen im Weinbau. So wurden in erster Linie neue Rebsorten gezüchtet, welche über Resistenzen gegen diese beiden Krankheiten verfügten. Dass aber die Schwarzfäule ebenfalls für grössere Ausfälle von bis zu 80 Prozent sorgen kann, wurde bisher vernachlässigt.

«Black Rot» ist – wie der Echte und der Falsche Mehltau – eine Pilzkrankheit an der Rebe, welche sich bei mildem und feuchtem Wetter ausbreitet. Sie wurde ebenfalls im 19. Jahrhundert aus Amerika eingeschleppt und verbreitet sich seither in Europa. Schwarzfäule befällt Blätter und Stiele, später lässt sie die Trauben oft völlig austrocknen. Diese werden dann zu sogenannten «Frucht-Mumien». In diesen Mumien können auch die Sporen überwintern und im nächsten Jahr dann wieder die Reben infizieren.

Optimale Bedingungen für eine Schwarzfäule-Selektion

Der Schweizer Rebenzüchter Valentin Blattner hat bereits viele robuste Sorten gezüchtet. Alle weisen eine beeindruckende Resistenz gegen den Echten Mehltau (Oidium) und Falschen Mehltau (Peronospora) auf. Da sein Ziel aber ist, Rebsorten zu züchten, welche möglichst ohne Pflanzenschutzmittel auskommen, reicht das nicht: Sie müssen auch gegen andere Krankheiten wie «Black Rot» resistent sein. Deshalb hat Valentin Blattner nun erstmals auch eine grössere Schwarzfäule-Selektion bei seinen Neuzüchtungen gemacht.

Das heisst, sämtliche Reben, welche gegen die Mehltaupilze resistent waren, mussten nun auch noch eine Infektion von «Black Rot» abwehren. Im Selektionsfeld hat er optimale Bedingungen geschaffen für die Ausbreitung der Pilzkrankheit: Eng verwachsene Reben mit schlechter Durchlüftung. Dazu hat er die Anlage von oben herab bewässert, damit sich die Krankheit im feuchten Klima ausbreiten kann.

Wissenschaft ist erst am Anfang

Im Herbst wurde dann ganz klar deutlich, welche Pflanzen resistent gegen Schwarzfäule sind. Die meisten Reben konnten den Pilz-Infektionen nicht standhalten und bekamen dunkle Löcher in den Blättern. Später trockneten dann auch die Beeren aus. Das heisst: Sie werden ausgerissen, obwohl sie allesamt eine hohe Resistenz gegen Oidium und Peronospora haben. Nur die paar wenigen Pflanzen, welche keine Anzeichen von Schwarzfäule hatten, werden für die Weiterzüchtung von robusten Rebsorten verwendet.

Für den Rebenzüchter Valentin Blattner ist es eine Herausforderung, «Black Rot»-resistente Reben zu züchten. Die Resistenzmechanismen gegen diese Krankheit sind noch nicht bestimmt, die Wissenschaft ist diesbezüglich noch nicht fortgeschritten. Er kann sich deshalb nicht auf Laboranalysen verlassen und gewisse Resistenzen in einer Blattprobe mittels Marker-Analyse nachweisen lassen. Er muss sich auf sein Auge verlassen und nur diejenigen Pflanzen ausselektieren, welche keine Krankheitsanzeichen aufweisen.

Transkript
Wir können schon den Echten und Falschen Mehltau wegzüchten, wie man sieht, und dann haben wir noch ein anderes Problem, das man halt auch züchterisch bearbeiten muss. Aber das kann man nur, wenn man so intensive Infektionsquellen, intensive Bedingungen schafft, dass man am Schluss auch sieht, welche Pflanzen haben es nicht und welche haben es. Dieses Feld wurde selektiert auf Oidium und Peronospora - also Echter und Falscher Mehltau. Sauberer gehts nicht ; es ist wunderbar. Aber hier haben wir jetzt "Black Rot". Das haben wir bereits im Frühling gesehen, als wir einmal durchgegangen sind. Und jetzt haben wir es bewässert und man sieht die Flecken schön auf dem Grün. Die runden dunklen Flecken mit einem schwarzen Kreis - "Black Rot", der ganz massiv auftritt. Aber das ist jetzt ideal: Man hat nichts gemacht, um zu schauen, wie der "Black Rot" sich entwickelt und jetzt können wir diejenigen auswählen, die hier einigermassen gut sind - "Black Rot" ist eine heisse Sache, weil das ist graduell: Einige haben es mehr, einige haben es ganz viel, und andere haben es eher weniger bis fast gar nicht - es hat nur 2-3 Pflanzen, wo man sagen kann, die haben es nicht. Jetzt können wir anschauen, von wo dass das kommt, was die Eltern sind, dass die "Black Rot"-Resistenz von irgendwoher kommt. Aber im Grunde genommen ist diese Anlage ganz wichtig - sie sieht vielleicht etwas schlecht aus, der Wind hat sie noch umgedrückt. Man hat nichts gemacht, man hat es über Kopf bewässert mit einer Sprinkleranlage, um genügend Feuchtigkeit zu haben. Um eben eine Selektion machen zu können. Eine ganz intensive Selektion auf "Black Rot". Jetzt reisst man es aus, jetzt ist fertig lustig, jetzt haben wir diejenigen angezeichnet, welche gut sind, die werden vermehrt und alles andere ist Abfall, obwohl: Es ist eigentlich schade, wie super-resistent gegen Oidium und Peronospora sie sind, also sie haben keinen Falschen Mehltau Hier hat es vielleicht ein bisschen, wo es eine herbstmässige Verfärbung gibt, aber es ist keine Tragödie. Und dann haben sie auf dem Holz auch kein Oidium, also keinen Echten Mehltau. Von hinten bis vorne sauber. Wären eigentlich gute Pflanzen, wenn die schwarzen Löcher nicht wären. Schwarzfäule ist etwas ganz Blödes, das gibt dann schwarze Trauben. Und die bleiben dann als Mumie hängen und überwintern am Stock. Und wenn man die nicht erntet, Mal schauen, ob wir da noch etwas finden. So wie hier: Die vertrocknen dann. Und nächsten Frühling kommen von hier dann die Sporen wieder, die sich mit dem Regen verteilen. Die müsste man alle sauber herausschneiden. Und wenn man den Trester, also den Rest nach dem Wein machen, ins Feld raus bringt, Dann bringen wir die Krankheit auch wieder ins Feld raus. Obwohl das Dünger wäre, haben wir dann das Problem, dass die Krankheit zurück in den Rebberg kommt. Und immer intensiver wird: Also je mehr Sporenmaterial wir haben also hier ist natürlich jetzt auch das Sporenmaterial im abgestorbenen Holz und im abgestorbenen Traubenblatt überwintern und im Frühling ist das ein riesiges Sporenpotential. Ich meine, das sieht schon aus, als hätte man mit der Schrotflinte reingeschossen. Und das ist am Schluss ein riesengrosses Problem. Wir können schon den Echten und Falschen Mehltau wegzüchten, wie man sieht, und dann haben wir noch ein anderes Problem, das man halt auch züchterisch bearbeiten muss. Aber das kann man nur, wenn man so intensive Infektionsquellen, intensive Bedingungen schafft, damit man am Schluss auch sieht, welche Pflanzen haben es nicht und welche haben es. Und das war ja das Ziel dieser Übung, es war fast ein Unfall, man konnte im Corona-Jahr hier drin nicht arbeiten, weil man keine Leute hatte. Dann haben wir gesagt, lassen wir es stehen, wir können ja nächstes Jahr noch einmal. Und dann haben wir gesehen, wie viel Krankheit rein kommt - "Black Rot". Und haben gesagt, ja gut also, das ist ideal, wir machen eine Selektion. Danach haben wir es noch einmal geschnitten, und einfach hoch hängend laufen lassen. Und sehen jetzt, was der Unterschied ist zwischen einer Pflanze, die es nicht kriegt, weiter vorne haben wir solche, die ganz sauber waren. Und diese hier sind jetzt eigentlich alle recht anfällig, aber wie man sieht kommt es auch aus der Genetik. Dass ein Gen - ein Resistenz-Gen - eine Oidium-freie Pflanze macht, aber dann ein Problem macht mit "Black Rot". Naja, ein Tod muss man sterben. - Und weiss man schon, wie man "Black Rot"-resistente Pflanzen züchten kann, also welches Gen das verhindert? Nein, die Gene hat man noch nicht: Das heisst, es wird immer behauptet, dieses oder jenes sei es, aber das ist nicht unbedingt so. Man sieht ein bisschen, welche Richtung besser ist, gewisse "Amurensis" sind besser. "32-7" zum Beispiel, ist absolut sauber. Aber ich habe "32-7"-Nachkommen, die krank sind und andere, die total sauber sind. Ist es ein Gen, das wäre nachher dann monogenetisch dominant, so in dem Stil. Aber es ist nicht klar, es wird auch wieder Anfälligkeits-Gene geben. Und diese Anfälligkeits-Gene übertrumpfen dann wieder die Resistenz-Gene, das ist ein bisschen eine komplizierte Sache. Aber am Schluss ist ja entscheidend: Kriegt es die Krankheit oder nicht, das ist für uns massgebend. Und erst wenn man solche Pflanzen hat, kann man dann weiterschauen, wieso. Aber das wäre wieder eine grosse Arbeit. Im Moment gehen wir nach dem Motto "Egal wieso, Hauptsache es funktioniert."

2 Kommentare

  1. Guten Tag.
    Ich blicke nicht durch, sind Schwarzflecken Krankheit und Schwarzfäule verschiedene Krankheiten oder ist es dasselbe?
    Viele Grüsse
    Martin

    1. Lieber Martin
      Danke für dieses Frage, diese Ähnlichkeit ist tatsächlich verwirrend. Aber es sind zwei verschiedene Pilzkrankheiten: Während die Schwarzflecken (Phomopsis viticola) vor allem an den jungen grünen Trieben sichtbar sind, macht sich die Schwarzfäule (Guignardia bidwellii) zuerst durch die Nekrosenpunkte an den Blättern bemerkbar. Ich hoffe, diese Antwort hilft weiter.
      Liebe Grüsse, Olivier

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert