Blog-Artikel von Olivier Geissbühler
Auf der Website des Magazins wein.plus wurde kürzlich ein Interview mit Professor Dr. Gergely Szolnoki von der Hochschule Geisenheim publiziert. In diesem Artikel wird ein wichtiges Thema angesprochen, nämlich wie PIWI-Weine (Weine aus pilzwiderstandsfähigen Traubensorten) in Zukunft besser vermarktet werden können. Dabei wird klar: Damit die Vorteile von robusten, nachhaltigen Rebsorten künftig von der breiten Masse wahrgenommen werden, braucht es ein Umdenken bei allen Beteiligten: Nur wenn Winzer, Weinhändler, Verbände und Konsumenten alle am selben Strick ziehen, ist ein Wandel zu nachhaltigem Weinbau möglich.
Die Hürden bei der Vermarktung robuster Rebsorten
Bei den Herausforderungen für die Vermarktung von PIWI-Weinen wird immer wieder das Thema der mangelnden Nachfrage angesprochen. Das liegt vor allem daran, dass die ökologischen Vorteile dieser nachhaltigen Sorten bei vielen Konsumentinnen und Konsumenten noch nicht hinreichend bekannt sind (Weniger Pflanzenschutzmittel, weniger Spritzfahrten mit dem Traktor, höhere Resilienz bei Wetterextremen).
Zusätzlich ist immer noch das veraltete Image von gewissen älteren robusten Rebsorten verbreitet, welche geschmacklich nicht mit den herkömmlichen, europäischen Sorten mithalten können. Viele Endverbraucher wissen nicht, dass in den letzten Jahren viele neue Sorten gezüchtet worden sind, die im Bezug auf die Qualität locker mit den Europäer-Sorten mithalten können. Dass die meisten PIWI-Weine bei Vergleichsdegustationen mit europäischen Traubensorten auf gleichem oder sogar höherem Niveau liegen, wurde ebenfalls schon mehrfach bewiesen.
Ein gutes Beispiel ist die erfolgreiche robuste Sorte Cabernet Blanc des Rebenzüchters Valentin Blattner, welche hervorragende Weine hervorbringt und dementsprechend immer mehr Konsumentinnen und Konsumenten überzeugt. Diese PIWI-Sorte hat es geschafft, in kurzer Zeit eine grosse Bekanntheit zu erlangen, was sich auch auf die Nachfrage für Jungpflanzen von Cabernet Blanc auswirkt. Um die Bekanntheit solcher vielversprechenden Sorten etwas zu beschleunigen, müssten sowohl Weinhändler, Sommeliers wie auch Journalisten etwas mehr Mut beweisen und den Konsumenten aufzeigen können, welches sensorische Potenzial robuste Rebsorten haben.
Dass die Weinbranche als eher konservativ gilt und traditionelle, bekannte Sorten es viel leichter haben bei der Vermarktung, ist dabei kein Geheimnis. Denn beim Weinkauf gilt oft das Sprichwort «Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht». Will heissen: Viele Konsumentinnen und Konsumenten möchten das Risiko eines Fehlkaufs verhindern und kaufen daher nur Weine aus Regionen und Sorten, die sie bereits kennen. Neue unbekannte Traubensorten werden nur selten ausprobiert, obwohl sie qualitativ und preislich locker mit europäischen Rebsorten mithalten könnten.
Eine wichtige Voraussetzung ist dabei auch die Namensgebung bei neuen Sorten: Die Namen dürfen nicht zu exotisch klingen und sollten bei Konsumentinnen und Konsumenten im Gedächtnis bleiben.
Qualitätsbedenken und administrative Hindernisse als Bremse
Eine gewaltige Innovationsbremse und ein Grund, wieso robuste Rebsorten heute noch nicht verbreiteter sind, ist ganz klar auch die Politik: In fast allen europäischen Ländern waren die pilzwiderstandsfähigen Sorten über mehrere Jahrzehnte hinweg verboten und teilweise sind sie es immer noch, zum Beispiel in Spanien. Als Gründe wurden «mangelnde Qualität» oder «gesundheitliche Bedenken» genannt, doch diese Argumente sind spätestens mit den neueren erfolgreichen Züchtungen nicht mehr haltbar. Dazu kommt, dass die meisten robusten Rebsorten nicht in die Appellationen aufgenommen werden, was die Vermarktung dieser Weine für die Winzer schwierig macht.
Erschwert wird die Entwicklung hin zu nachhaltigeren Traubensorten und weniger Pflanzenschutzmitteln auch bei der Zulassung von neuen Sorten: Rebenzüchter müssen oft jahrelang warten, bis eine Neuzüchtung für den grossflächigen Anbau genehmigt wird. So können locker mehr als 20 Jahre vergehen, bis eine robuste Rebsorte schliesslich auf den Markt gebracht werden kann. Wenn der Weinbau innert nützlicher Frist nachhaltiger werden soll, müssen diese administrativen Hürden dringend abgebaut werden.
Forschung, Winzer und Weinhändler müssen zusammenarbeiten
Das Unternehmen Delinat setzt sich gemeinsam mit den Partner-Weingütern seit längerem für Weine aus robusten Rebsorten ein. Das beginnt zum Beispiel bei der Neuzüchtung von pilzwiderstandsfähigen Rebsorten auf dem Forschungsweingut Château Duvivier in der Provence und auf dem Delinat-Weingut Albet i Noya in Spanien, wo seit Jahren eng mit dem erfolgreichen Rebenzüchter Valentin Blattner zusammengearbeitet wird. Es umfasst aber auch die gezielte Förderung für das Pflanzen neuer Sorten bei den Delinat-Winzern. Und nicht zuletzt hat sich Delinat zur Mission gemacht, die robusten Rebsorten bei den Konsumentinnen und Konsumenten bekannter zu machen. Denn mit den zunehmenden Wetterextremen zeigt sich immer deutlicher: Ein Wandel hin zu einem ökologischen Weinbau ist in vielen Weinbau-Regionen nur mit PIWIs möglich.
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