Beim internationalen Delinat-Winzerseminar auf Château Duvivier standen Verkostungen von Weinen aus neuen Traubensorten auf dem Programm. Diese PIWI-Sorten werden auf dem Forschungsweingut in kleinen Mengen angebaut und brachten nun erstmals einige Flaschen Wein hervor.
Blogartikel von Olivier Geissbühler
Am internationalen Delinat-Winzerseminar auf dem Modellweingut Château Duvivier in der französischen Provence waren die PIWI-Rebsorten und deren Vinifizierung ein grosses Thema. Delinat-Winzer aus ganz Europa informierten sich über den neusten Stand der Forschung. Als Referent wurde Olivier Zekri von der französischen Rebschule Mercier eingeladen.
Seit rund 30 Jahren werden auf Château Duvivier Versuche mit neuen resistenten Rebsorten gemacht. In Versuchsanlagen wird geprüft, wie robust diese Neuzüchtungen gegenüber Pilzkrankheiten sind. Dazu müssen sie bezüglich Wuchs, Ertrag und Traubenqualität den Anforderungen einer kommerziellen Rebsorte entsprechen.
Mikrovinifikation zeigt Potenzial einer neuen PIWI-Rebsorte
Was bisher nie vollumfänglich möglich war, ist die gezielte Erforschung des Potenzials dieser neuen Sorten im Weinkeller. Es fehlten sowohl die personellen Ressourcen wie auch die Infrastruktur dafür. Nun wurden dafür auf Château Duvivier die nötigen Voraussetzungen geschaffen: Es gibt jetzt einen Raum, der extra für Mikrovinifikationen hergerichtet wurde. Auch Delinat-Winzer Josep Maria Albet i Noya macht das auf seinem Weingut (zum Video).
Rund 30 verschiedene 10-Liter-Tanks bieten die Möglichkeit, verschiedenste PIWI-Sorten separat in kleinsten Mengen zu vinifizieren. Damit kann man das Geschmacksprofil jeder Sorte bereits in einem frühen Stadium des Versuchsanbaus bewerten. So werden die neuen Sorten nicht nur im Feld auf Herz und Nieren getestet, sondern auch im Weinkeller. Siehe dazu auch das Video von VITEC im Priorat (Spanien).
Wein machen in Kleinstmengen ist nicht einfach
Lara Spresser widmet sich auf Château Duvivier der Mikrovinifikation von PIWI-Sorten: «Hier habe ich dieses Jahr etwa zwanzig verschiedene PIWI-Rebsorten vinifiziert», berichtet sie. Die Mikrovinifikation ermöglicht es, die Charakteristiken jeder Rebsorte im Detail zu erforschen. Doch diese Methode bringt auch ihre Herausforderungen mit sich. «Die Hauptschwierigkeit ist die geringe Menge. Bei manchen Rebsorten hatte ich nur fünf Liter. Deshalb ist es schwierig mit Dosierungen, Techniken, und so weiter», erklärt Lara.
Ein weiteres Problem ist der Erntezeitpunkt. «Dieses Jahr und letztes Jahr war es sehr schwierig, weil viele Trauben zur gleichen Zeit und sehr früh reif waren. Es mussten sehr, sehr schnell mehrere Rebsorten geerntet werden», berichtet sie. Die richtige Koordination der Erntezeitpunkte ist entscheidend, um die bestmögliche Qualität zu gewährleisten. Besonders bei den kleinen Mengen, mit denen sie arbeitet.
Trotz dieser Herausforderungen sei der erste Jahrgang mit so vielen verschiedenen Vinifikationen geglückt: «Dieses Jahr bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Im letzten Jahr hatten wir nur sehr wenig der neuen Sorten separat vinifizieren können und dieses Jahr klappte es deutlich besser».
Neues Jahr, neue PIWI-Weine
Für dieses Jahr möchte Lara das Protokoll der Mikrovinifikation weiter verbessern und schauen, ob ein paar Dinge optimiert werden können. Zudem werden nächstes Jahr noch weitere neue Versuchssorten dazukommen und die Anzahl der Mikrovinifikationen soll laufend ausgebaut werden.
Das Ziel ist, in den nächsten Jahren eine Handvoll rote und weisse Sorten zu finden, welche bezüglich Geschmacksprofil besonders überzeugen. Diese könnten anschliessend in grösserer Menge angebaut und in einem späteren Schritt für die offizielle Sortenzulassung in Frankreich angemeldet werden.