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Wie eine neue Rebsorte entsteht: 15’000 Samen gepflanzt

Auf dem Sämlingsfeld der Rebschule Philippe Borioli in Boudry (NE) hat der Rebenzüchter Valentin Blattner im Frühling 2021 rund 15’000 Samen eingepflanzt, allesamt mit verschiedener Genetik und mit mehreren Resistenz-Genen. Über mehrere Monate hinweg müssen diese Jungpflanzen nun ohne jeglichen Pflanzenschutz überleben und sämtlichen Krankheiten trotzen. Nur diejenigen Pflanzen, welche eine optimale Gen-Kombination mit verschiedenen Resistenzen besitzen, haben eine Überlebenschance.

Vor allem der Sommer 2021 war für die neu gezüchteten Reben ein besonderer Härtetest, weil es ausgesprochen feucht war und sich Pilzkrankheiten dementsprechend sehr rasch verbreiten konnten. Im Video erklärt Valentin Blattner, warum das für seine Arbeit das ideale Wetter ist und wie viele der Pflanzen am Ende überleben.

Transkript
Das ist die Zukunft der Landwirtschaft, in diesem Fall des Weinbaus, und es gibt noch was zu tun, aber man kommt der Sache langsam näher. Wir sind da im Sämlingsfeld bei Philippe, wo wir 15'000 Samen gesetzt haben diesen Frühling mit bis zu zehn verschiedenen Abwehrmechanismen. Jetzt sieht es noch grün aus, wir werden das in zwei Monaten wieder anschauen und da werden dann nur noch ein paar da sein, welche dem entsprechen, was wir wollen, also in der Natur alleine überleben können mit einer autonomen Abwehrstrategie oder Abwehrmechanismen, also wo die Pflanze sich selber wehrt. Wir müssen dann eigentlich nichts mehr machen, um gegen einen Pilz zu kämpfen, also keine Chemie mehr auftragen weil die Pflanze das dann gar nicht braucht und der Pilz keine Überlebenschance hat. Ist zwar eine grosse Arbeit, bis dorthin zu kommen, aber wenn man einmal eine Pflanze hat, die von alleine resistent ist dann spart das natürlich ungemein viel an Durchfahrten in den Reben, an Aufwand und vor allem auch an Pestizid und... einmal mehr: Das ist die Zukunft der Landwirtschaft, in diesem Fall des Weinbaus, und es gibt noch was zu tun, aber man kommt der Sache langsam näher. Im Grossen und Ganzen ist es ganz einfach: Im Herbst - man sieht jetzt fangen die Krankheiten an - ist dann eine Menge, wo... eindeutig sichtbar wird, was überlebt und was nicht. Und dann müssen wir nur noch diejenigen anschauen, welche überlebt haben und nur noch bei denen dann auch schauen, was für genetische Grundlagen vorhanden sind, Das kann man mit so Marker-Analysen machen, aber wir machen das nur bei den wirklich 2 bis 3 Prozent besten, weil sonst würde das sehr teuer werden und würde übrigens sowieso nichts bringen; wenn sie von alleine sterben müssen wir nicht noch herausfinden wieso, wir müssen herausfinden, welche wieso nicht gestorben sind, und das ist der springende Punkt. In einem Sommer, in dem es keine Krankheiten gibt, sind am Schluss alle resistent - theoretisch. Aber das bringt uns natürlich nicht viel - im Gegenteil, das ist schon fast eine Katastrophe: Was soll ich denn mit all den Pflanzen machen, von denen ich nicht weiss wie resistent sie sind, also ideal ist so ein Jahr für uns natürlich ganz sicher, wo die Natur schon mal ausscheidet, was keine Lebensberechtigung hat und wir nur noch diejenigen anschauen, die übrig bleiben in einem ganz intensiven Pilzjahr, in dem sämtliche Krankheiten zuhauf unterwegs sind.

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